Postkolonialismus und kein Ende?
Die Ukraine als Testfall für theoretische Alternativen
Abstract in English
Abstract
In ukrainischen Selbstbeschreibungen dominiert seit der Annexion der Krim das Konzept des Postkolonialismus. Auch in Fremdbeschreibungen der Ukraine hat es sich durchgesetzt. Russland wird nicht nur als Aggressor, sondern auch als Kolonialmacht wahrgenommen. Entsprechend harsch fallen auch die Urteile über die russische Kultur aus. Diese wird als Instrument imperialer Machtausübung gesehen. „Dekolonisierung“ ist zur Kampfparole geworden. Postkoloniale Theorien können in der Tat zum Verständnis des russisch-ukrainischen Verhältnisses beitragen. Allerdings führen andere theoretische Ansätze in vielen Aspekten zu differenzierteren Erkenntnissen und sind besser geeignet, auch die Handlungsmacht ukrainischer politischer, gesellschaftlicher und kultureller Akteure zu beschreiben.
(Osteuropa 12/2023, S. 97112)