Aus Osteuropa 6-8/2022

„Die Schweigesprache der Wut“
Ukrainische Dichtung im Krieg

Claudia Dathe

Abstract in English

Abstract

Die Literatur, insbesondere die Gegenwartslyrik hat sich in der Ukraine zu einem wichtigen Medium der intellektuellen Verarbeitung des Krieges entwickelt. Schon seit 2014 ist die Gewalt, der das Land und seine Bürger ausgesetzt sind, Thema zahlreicher Gedichte. Mit der Invasion vom Februar 2022 hat sich das literarische Feld noch einmal deutlich verschoben. Der Krieg ist zur unentrinnbaren Realität geworden, mit der die Dichter sich auseinandersetzen müssen. In den Vordergrund tritt die Dokumentation, der „hohe poetische Ton“ scheint unmöglich geworden, ebenso ein klassisches Erzählen. Die Sprache ist nicht mehr nur Werkzeug der Beschreibung, sondern selbst Teil des Geschehens und Gegenstand der poetischen Reflexion.

(Osteuropa 6-8/2022, S. 53–68)