„Nach dem Massaker kam das Schweigen“
Ein Gespräch über Babyn Jar, das Familiengedächtnis und die Hürden der Erinnerung
Abstract in English
Abstract
Katja Petrowskaja („Vielleicht Esther“) erfuhr im privaten Raum ihrer Familie früh von dem Verbrechen, das 1941 in Babyn Jar geschehen war. Doch im öffentlichen Raum stand Babyn Jar lange für die Unmöglichkeit der Erinnerung. Zu wenige Menschen hatten überlebt, die sich an die Opfer hätten erinnern können; zu verschieden war das Leid der Millionen Opfer des Krieges, zu erdrückend waren der sowjetische Antisemitismus und die ideologisch motivierte Zensur. Babyn Jahr, heute ein Park mitten in Kiew, bleibt auch acht Jahrzehnte später untrennbar mit dem Massaker verbunden, von dem nichts geblieben ist, kein Beweis, kein Körper, sondern nur eine Erzählung. Erinnern ist körperliche und seelische Arbeit. Sie bedarf einer besonderen Sprache.
(Osteuropa 1-2/2021, S. 175184)