Aus Osteuropa 7-9/2020

Sorgen entsorgen
Abfallwirtschaft in Russland

Gerit Schulze

Abstract in English

Abstract

Abfall wurde in Russland lange weder als wertvolle Ressource noch als Gefahrenherd betrachtet. Dies hat mit dem Rohstoffreichtum und der Weite des dünn besiedelten Landes zu tun. Seit einigen Jahren findet jedoch ein Umdenken statt. Nach massiven Bürgerprotesten gegen Mülldeponien genießt die Abfallwirtschaft plötzlich hohe politische Priorität. Auch die Industrie strebt eine Effizienzsteigerung durch Wiederverwertung von Rohstoffen an. Milliardenschwere Staatsprogramme sollen dafür sorgen, dass die Recyclingquote steigt und Müll ein Teil des Wirtschaftskreislaufs wird. Zwar wird der Umbau wegen der massiven Verwerfungen durch die Covid-19-Pandemie länger dauern als geplant. Doch langfristig erlebt Russland beim Thema Abfall einen tiefgreifenden Kulturwandel.

(Osteuropa 7-9/2020, S. 289–303)