Stadt, Land, Meer
Ansätze zu einer maritimen Ideen- und Strategiegeschichte
Abstract in English
Abstract
Der Krieg zwischen Athen und Sparta beruhte nach Thukydides auf einem Gegensatz zwischen dem maritimen und dem terranen Prinzip. Seemächte und Landmächte unterschieden sich in ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Grundlage sowie in ihrer politischen Ordnung. Auch verfolgten sie unterschiedliche militärische und strategische Ziele. Der Peloponnesische Krieg ist das Muster eines Hegemonialkonflikts zwischen der offenen Handelsstadt und der geschlossenen Kaserne, zwischen Demokratie und Oligarchie, zwischen Meer und Land. Dieses Konfliktmuster prägt die Geschichte der internationalen Beziehungen bis heute. Selbst aktuelle Brennpunkte wie die Annexion der ukrainischen Krim durch Russland, der aufziehende Konflikt zwischen den USA und China, aber auch ein vermeintlich ökonomisches Makroprojekt wie Chinas „Seidenstraßeninitiative“ lassen sich mit geostrategischen Kategorien erklären.
(Osteuropa 5/2020, S. 5–21)