Gebremstes Gedenken in Belarus
Maly Trascjanec, der Holocaust und die Erinnerungskultur
Sjarhej Novikaǔ, Yuliya von Saal
Abstract in English
Abstract
Maly Trascjanec war einer der größten Vernichtungsorte des NS-Regimes in Osteuropa. In der europäischen Erinnerung der vergangenen Jahrzehnte kam er kaum vor. Nun gibt es eine große Gedenkstätte. Doch weder erfüllt sie die Anforderungen an einen Gedenk- und Lernort, noch ist Trascjanec ein europäischer, transnationaler Ort der Erinnerung an den Holocaust. Zu sehr klaffen das ursprüngliche Konzept und das Ergebnis auseinander, zu stark wird die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit durch das politische Tagesgeschäft und die Ideologie der „belarussischen Staatlichkeit“ dominiert. Die Singularität des Holocaust geht in der Darstellung des Leids der „friedlichen Zivilbevölkerung“ verloren. Die Gedenklandschaft Maly Trascjanec ist ein Spiegel der belarussischen Erinnerungskultur.
(Osteuropa 10-11/2020, S. 399418)