Modernisierung durch Staatslenkung?
Russlands High-Tech-Industrie in der Sackgasse
Abstract in English
Abstract
Russlands Führung will die Wirtschaft des Landes durch Zentralisierung modernisieren. Ganze Branchen sind in Staatskorporationen zusammengefasst worden. Der zivile Luftfahrtsektor zeigt exemplarisch, dass das Projekt gescheitert ist. In der Luftfahrtkorporation OAK hat sich keine funktionale Arbeitsteilung durch Spezialisierung einzelner Werke entwickelt. Die Integration der gesamten Korporation in die noch viel größere Staatsholding Rostec mit Hunderten von Unternehmen aus vielen Branchen vergrößert das Problem. Modernisierungsimpulse „von unten“ werden erstickt, technologische Innovation und eine Steigerung der Wertschöpfung finden nicht statt. Staatliche Modernisierungsvorgaben werden in der von Sergej Čemezov kontrollierten Holding systematisch unterlaufen. Čemezov, der eng mit Präsident Putin verbunden ist, hat Männer aus seinem Netzwerk an staatlichen Schlüsselstellen positioniert. Bei staatlichen Aufträgen für Kampfflugzeuge schöpfen sie Renten ab, während Russlands zivile Luftfahrtindustrie auf dem Weltmarkt immer weiter an Bedeutung verliert.
(Osteuropa 1-2/2020, S. 85–120)