„Nur wenn’s der Wiedergutwerdung dient“
Über das Ankommen in Deutschland und die Vermittlung jüdischer Kultur
Abstract in English
Abstract
Der Pianist und Musikwissenschaftler Jascha Nemtsov stemmt sich gegen das Vergessen. Als Musikarchäologe gräbt er die Werke verfolgter Kompoisten aus. Er hat das jüdische Erbe in der europäischen Musik freigelegt und den Klang der „Neuen Jüdischen Schule“ bekannt gemacht. Nemtsov repräsentiert als Person und mit seinem Schaffen den russisch-jüdischen Kulturtransfer. Er vermittelt neues Wissen und andere Erfahrungen. Er füllt damit auch weiße Flecken der deutschen Erinnerungskultur. In einem autobiographischen Rückblick auf das jüdische Leben in der Sowjetunion erklärt Nemtsov, weshalb der Gulag ein großes Glück für seinen Vater war und warum die Familie ausgerechnet nach Deutschland emigrierte. Er hadert damit, dass viele Deutsche sich für jüdische Kultur nur interessieren, wenn es der eigenen „Wiedergutwerdung“ dient. Nie war das Wissen über die „Neue Jüdische Schule“ größer als heute, aber im Musikleben bleibt sie marginalisiert.
(Osteuropa 9-11/2019, S. 718)