Das X-Syndrom und der Antisemitismus
Ein Gespräch über die deutsch-israelischen Beziehungen
Abstract in English
Abstract
Die deutsch-israelischen Beziehungen leiden unter einem X-Syndrom. Lange haben sich beide Staaten und Gesellschaften aufeinander zu bewegt, seit einigen Jahren entfernen sie sich immer mehr. Ein Grund ist, dass die Verknüpfung von historischer Verantwortung und Sicherheitsversprechen zu falschen Erwartungen führt. Problematisch ist auch das deutsche Israel-Bild. Es trägt dazu bei, dass sich mit der AfD ausgerechnet eine antisemitische und rechtsextreme Partei als proisraelisches und projüdisches Bollwerk gegen den Antisemitismus stilisieren kann. Ein nüchterner Blick auf die Interessen Deutschlands und Israels zeigt, dass es viele Gemeinsamkeiten gibt. Sie werden bereits heute gelebt. Die Herausforderung ist, die Beziehungen global zu denken und lokal zu leben. Dazu müssen jene Bevölkerungsgruppen eingebunden werden, die in beiden Gesellschaften immer wichtiger werden, in den Beziehungen aber kaum eine Rolle spielen. Dies sind nicht zuletzt die Russischsprachigen in Deutschland und Israel.
(Osteuropa 9-11/2019, S. 369374)