Von Henkern und Helden
Geheimdienstmuseen in Ostmitteleuropa
Abstract in English
Abstract
Nach 1989/90 wurden viele Tatorte der kommunistischen Geheimdienste in Museen umgewandelt. Gefängnisse und Zentralen der Staatssicherheit sind gleichzeitig Gedenkstätten, an denen die Täter symbolisch zur Rechenschaft gezogen und die Opfer als moralische Sieger und Helden geehrt werden. Dies entspricht dem Bedürfnis der Gesellschaften, eine postkommunistische Identität auszubilden. Die Vermengung von Geschichtsschreibung und Gedenkkultur führt jedoch dazu, dass das komplexe Bild des kommunistischen Systems auf die Dimension des Verbrechens reduziert wird. In den Stasimuseen in Berlin und Dresden offenbart sich die Banalität des Bösen, im KGB-Museum von Tallinn zeigt sich die Fratze des kommunistischen Spitzelsystems in ironischer Brechung.
(Osteuropa 12/2019, S. 5569)