Antisemitismus als Fakt und Stereotyp
Juden in der Ukraine: Ein Gespräch
Josyf Zisel’s, Iza Chruślińska
Abstract in English
Abstract
Die jüdische Bevölkerung der Ukraine hat seit 1991 einen tiefgreifenden Wandel durchgemacht. Aus „sowjetischen Juden“, die meist erst staatlicher und gesellschaftlicher Antisemitismus zu Juden machte, wurden zunächst „Juden aus der Ukraine“, die eine Art Inselexistenz führten, dann „ukrainische Juden“. Diese verbinden ein lebendiges Bewusstsein von jüdischer Religion, Kultur und Tradition mit einer großen Loyalität zu der unabhängigen, demokratischen Ukraine. Der staatliche Antisemitismus in der Sowjetunion spielt in der Ukraine heute keine Rolle mehr. Antisemitische Einstellungen als Teil eines xenophoben Weltbilds finden sich bei rechtsradikalen Kräften, deren Einfluss insgesamt jedoch gering ist. Aufklärung und das Engagement der jüngeren Generation der ukrainischen Juden für ihr Land wirken ihnen entgegen.
(Osteuropa 5/2017, S. 8790)