„Kulturelle Ostgrenzen“ Europas
Hans Heinrich Schaeders Denken im „Dritten Reich“
Abstract in English
Abstract
Hans Heinrich Schaeder gilt als bedeutender Iranist und Religionshistoriker. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland nutzte er aus Opportunismus, Karrierismus und antisemitischem Ressentiment die neuen Chancen: Schaeder verband sein historisches und philologisches Wissen mit der nationalsozialistischen Rassenideologie. Aus der daraus abgeleiteten Überlegenheit des „Ariertums“ definierte er die kulturellen Ostgrenzen Europas neu. Armenier und Perser wurden nun zu integralen Bestandteilen der europäischen Kultur und Geschichte, während er Juden und „Semiten“ aus den Traditionsbeständen ausschloss. Akademisch, publizistisch und politisch stellte er sich in den Dienst des NS-Regimes. In seinem Selbstbild diente das dem Kampf gegen Kommunismus und das westliche Gesellschaftssystem. Nach dem Krieg kam eine Entnazifizierungskommission zu dem Ergebnis, dass gegen seine Beschäftigung an der Universität Göttingen keine Bedenken bestünden.
(Osteuropa 1-2/2017, S. 121130)