Reformer oder „Wahhabiten“?
Politischer Islam als postkoloniale Bewegung
Abstract in English
Abstract
Postkoloniale Interpretationen der sowjetischen Geschichte Zentralasiens gewinnen erst seit kurzem an Bedeutung. Die tadschikische Intelligencija kritisierte die sowjetische Herrschaft bereits Ende der 1980er Jahre als kolonial. In der Phase der nationalen Neuorientierung entstand die „Partei der islamischen Wiedergeburt“ (PIW). Sie verband „klassische“ Elemente des politischen Islam mit tadschikischem Nationalismus und avancierte zu einer führenden außerparlamentarischen Oppositionspartei. Der 1992 ausgebrochene verheerende Bürgerkrieg in Tadschikistan wurde 1997 durch ein Abkommen zwischen der Regierung und der vereinigten Opposition unter Führung der PIW beigelegt. Seit den 2000er Jahren setzt das Regime die PIW unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung zunehmend unter Druck. Diese repressive Politik droht alte Gräben wieder aufzureißen.
(Osteuropa 4/2016, S. 95107)