Unter Druck
Zur Lage der Presse in Tschechien
Abstract in English
Abstract
In Tschechien ist die Qualitätspresse in einer schwierigen Lage. Der Markt ist klein, die Kosten sind hoch und die Erträge bescheiden. Zeitungen und Nachrichtenmagazine werden ihrem Anspruch, seriöse Berichterstattung zu bieten, oft nicht gerecht. Die Verantwortung für die Boulevardisierung war lange den ausländischen, überwiegend deutschen Medienhäusern zugeschrieben worden, die in den 1990er Jahren in Tschechien investiert und den Pressemarkt dominiert hatten. Seit der Weltwirtschaftskrise 2008 haben sich diese Investoren zurückgezogen, die neuen Eigentümer sind meist tschechische Großunternehmer. Doch die Qualität der Berichterstattung ist nicht zwangsläufig besser geworden. Die Frage, wie frei die Presse ist, stellt sich vielmehr noch dringlicher. Dies gilt insbesondere für die Erzeugnisse aus dem Hause MAFRA, das dem Agrofert-Konzern des Großunternehmers und Finanzministers Andrej Babiš gehört.
(Osteuropa 11-12/2016, S. 103118)