Titelbild Osteuropa 2-4/2014

Aus Osteuropa 2-4/2014

Die geplante Erinnerung
Der Historikerboom um den Ersten Weltkrieg

Jost Dülffer

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Abstract in English

Abstract

Der 100. Jahrestag des Beginns des „Großen Krieges“ hat eine Flut von Neuerschei­nungen gebracht. Gesamtdarstellungen wie Christopher Clarks „Schlafwandler“ oder Herfried Münklers „Der Große Krieg“ erreichen enorme Auflagen. Oliver Janz‘ „14“ besticht durch konzise Analyse, Jörn Leonhards „Büchse der Pandora“ überrascht durch Innovation und synthetische Kraft. Qualitativ und quantitativ ist die "Cambridge History of the First World War" bahnbrechend. Der Geschichts- und Erinnerungsboom um den Ersten Weltkrieg ist mehr als ein Medienhype. Darin spiegelt sich auch das Krisenempfinden der Gegenwart in Europa.

(Osteuropa 2-4/2014, S. 351–368)

Volltext

Die Generalstäbe planten allesamt den Ersten Weltkrieg – aber das heißt nicht, dass die dafür ja zuständigen Militärs auch die Entscheidung zur Auslösung des Krieges getroffen hätten. Generalstabsmäßig wurde dagegen der 100. Jahrestag des Beginns des Weltkrieges von den Medien vorbereitet. Das gilt für Deutschland, aber auch weltweit. Über Jahre haben Wissenschaftler und Publizisten, die Print-, Film- und Tonmedien sowie alle Arten der politischen Bildung ihre Auftritte geplant und setzen sie jetzt um. Das läuft derzeit wie ein Uhrwerk, das nicht mehr zu stoppen ist. Damit hat es Ähnlichkeit mit dem deutschen Schlieffen-Plan zum Aufmarsch 1914, der ziemlich starr umgesetzt wurde, nachdem die Entscheidung zum Krieg erst einmal gefallen war. Der Spiegel schätzte Anfang des Jahres, etwa 150 Monographien seien im Anzug. Regierungen in der Welt, zumal in Europa, aber auch regionale staatliche und bürgerschaftliche Initiativen wetteifern um eine angemessene Repräsentation.

Historische Forschung einerseits, Erinnern und Gedenken andererseits sind zwei verschiedene Schuhe. Aber im Idealfall sollte Letzteres auf Ersterem aufbauen. Wenn nun Politiker aller Couleurs und fast aller Länder auch „von oben“ einen Gedenkmarathon ausrufen und prägen, stellen sich zwei Fragen. Zunächst einmal: Ist die Entwicklung von Geschichtsbildern nicht primär eine Aufgabe von Zivilgesellschaften, die pluralistisch und arbeitsteilig genau darum untereinander und vor einer breiteren Öffentlichkeit ringen? Sodann fragt sich: Warum das Ganze? Eine erste Antwort könnte lauten: Es gibt offenbar nationale wie europäische Motive, sich gerade heute der jeweiligen nationalen und europäischen Identität zu versichern. Angesichts der momentan herrschenden Krisen in Europa zwischen der Ukraine und Russland oder der primär finanziellen und wirtschaftlichen in der EU, könnte der Verweis auf den Schrecken des Großen Krieges von 1914 bis 1918 die Funktion haben, einen Beitrag zur Beendigung und Überwindung der Krisen zu leisten und vor einer unkontrollierbaren Eskalation jeder Art zu warnen. Schließlich lautet die Erzählung, dass aus dem Kontinent der Gewalt ein Kontinent des Friedens (wenn auch eines prekären) geworden sei. Wenn die Zeit der großen Meistererzählungen aber ohnehin vorbei sein sollte, bleibt die Frage, ob der Geschichts- und Erinnerungsboom um den Ersten Weltkrieg mehr darstellt als einen Medienhype.

Der 100. Jahrestag des Beginns des „Großen Krieges“, wie er jetzt vielfach auch in Deutschland genannt wird, nachdem er diesen Titel in englischer, französischer und italienischer Sprache schon immer trug, hat bereits eine Flut von Neuerscheinungen gebracht, die längst nicht abgeebbt ist. Viele haben begrenzte regionale oder nationale Schwerpunkte. Die Würdigung dieser Publikationen ist eine höchst vorläufige. Sie kann nur erste Rezeptionen einbeziehen; denn populäre Medien wie Zeitungen, Zeitschriften, Funk, Fernsehen, Internet und soziale Medien produzieren eigene Beiträge, in denen sie Ergebnisse der Fachwissenschaft aufgreifen und Reaktionsmuster ausbilden, die noch im Fluss sind. Zu ihnen gehören auch dieser Band und dieser Literaturbericht.

Kriegsbeginn und Kriegsschuld

Verständlicherweise steht in diesem Jahr der Kriegsbeginn im Vordergrund. Das hängt mit der Bedeutung der „Kriegsschuldfrage“ zusammen, die seit Beginn des Krieges existiert. Noch vor den ersten Schüssen hatten sich Regierungen vor ihrer Bevölkerung und vor allem vor den anderen Mächten in Stellung zu bringen versucht. Im Krieg schürten sie, von „Farbbüchern“ der ersten Kriegswochen angefangen, die Überzeugung, man selbst habe einer guten und gerechten Sache angehangen und tue dies auch weiterhin. Darüber hinaus wurde die Propaganda gegen die Barbaren auf der anderen Seite über den ganzen Krieg hinweg gepflegt. Nur von daher ist die einhellige Empörung der deutschen Politik und Öffentlichkeit über den – an sich viel harmloser gemeinten – „Kriegsschuldartikel“ 231 des Versailler Friedensvertrages von 1919 zu verstehen. Diese Empörung speiste die staatlich gelenkte Kriegsunschuldspropaganda und vergiftete die Weimarer Innenpolitik sowie die Zeit zwischen den Weltkriegen. Als der ab Ende 1916 in Großbritannien amtierende Kriegspremierminister David Lloyd George 1933 in seinen Memoiren den Begriff des Hineinschlitterns („slithered over the brink“) aller in den Krieg prägte, bot dies nur kurzfristig einen neuen völkerversöhnenden Ansatz, der nahtlos in die britische Appeasement-Politik überging, ohne jedoch von NS-Deutschland akzeptiert zu werden.

Nachdem die deutsche Verantwortung und Schuld am Zweiten Weltkrieg von der deutschen und internationalen Forschung nie ernsthaft infrage gestellt wurde, war es kennzeichnend, dass man sich im Zuge der westeuropäischen Integration auf eine neue Versöhnung im Sinne der Lloyd-George-Formel einigte: Politik ging vor neuer Analyse. Daher bedeutete es einen Paukenschlag, als der Hamburger Historiker Fritz Fischer 1961 sein umfängliches Werk Griff nach der Weltmacht vorlegte.[1] Auf breiter Quellengrundlage vertrat er die Ansicht, die er in späteren Veröffentlichungen gesellschaftlich vertiefte und mit pointierteren Thesen zuspitzte, dass das deutsche Kaiserreich programmatisch auf Expansion gesetzt habe, jenen Krieg langfristig geplant und umgesetzt habe.[2] Diese Thesen lösten ein enormes publizistisches Echo aus. Die damals teilweise wütend geführte Diskussion stellt bis heute die wichtigste geschichtspolitische Debatte der Bundesrepublik dar und trug mit ihrer Deutung, die NS-Zeit und ihre Verbrechen seien kein „Betriebsunfall“ der sonst europäisch normal verlaufenden deutschen Geschichte gewesen, wesentlich zur Demokratisierung und Liberalisierung dieser Gesellschaft bei.[3]

Fischer hatte freilich nie von einer deutschen Alleinschuld – im Sinne von Artikel 231 – gesprochen, sondern zu erklären gesucht, wie sich gerade die deutsche Politik vor 1914 kriegsbereit gezeigt hatte. Die Politik der anderen Mächte hatte er dabei nicht genauer untersucht. So pendelte sich die deutsche wie die internationale Forschung[4] seit fast zwei Jahrzehnten zu einer ausgewogeneren und differenzierteren Sichtweise auf den Kriegsbeginn ein.[5] Gerade Historiker, die das Staatensystem analysierten, hatten gar von einer Entspannung in den Jahren vor dem Krieg gesprochen und den Krieg für unnötig erklärt.[6] Dies führte weg von den nationalen Schuldzuweisungen und weitete den Blick.

Die Julikrise

Hier setzt nun auch Christopher Clarks große Monographie an. [7] Sie erschien bereits Mitte 2013 in deutscher Übersetzung und bestimmt seither den Buchmarkt zum Ersten Weltkrieg und damit auch die öffentliche Debatte nachdrücklich. Clarks Buch hat sich seitdem 190 000 Mal verkauft.[8] Das ist ein bemerkenswerter Erfolg für ein sehr detailliertes Sachbuch. Zugespitzt interessiert sich der in Cambridge lehrende Australier Clark, dem nach seinen Monographien über Preußen und Wilhelm II. der Ruf eines „Deutschlandverstehers“ vorauseilt, eigentlich gar nicht mehr für die Schuldfrage, sondern eher für eine kollektive Mentalität in den Führungsetagen aller fünf oder sechs Großmächte. Das umfasst Zivilisten und Militärs, natürlich auch die Monarchen. In einer so noch nie gesehenen Breite an Quellenstudien und Forschungsliteratur und mit großem Einfühlungsvermögen verfasst, vermag Clark die von Tag zu Tag wechselnden Einschätzungen der nationalen und internationalen Lage, der Mentalitäten, Hoffnungen und Erwartungen zu erfassen. Mit leichter Hand zieht er auch den überindividuellen Horizont mit ein. So diagnostiziert Clark als eine der bedenkenswerten allgemeinen Beobachtungen eine allgemeine Krise von Männlichkeit in den Führungsschichten. Das kann bei einem so dicken Band spannendes, aber doch wohl etwas strapazierendes Lesevergnügen auslösen. Etwa die Hälfte des Buches ist – mit wachsender Ausführlichkeit – der Zeit vom Mord am serbischen König 1903 bis zum Mord am österreichisch-ungarischen Thronfolger am 28. Juni 1914 gewidmet, dann folgt die Julikrise in etwa gleichem Umfang.

Der Band könnte die Folie für eine gemeinsame europäische Erinnerung an den Weg in den Weltkrieg abgeben, er könnte ein gemeinsames Versöhnungsnarrativ darstellen – wenn die nationalen Reaktionen nicht auf eine weiterhin verschiedene Sichtweise hinwiesen. Eine der am Rande von Clark hingeworfenen methodisch wichtigen Überlegungen lautet:

In einem Umfeld, in dem subjektive Eindrücke eine so große Rolle spielten und die Normen eines akzeptablen Verhaltens so variabel waren, ist es natürlich schwierig einzuschätzen, wie „provokativ“ bestimmte Verhaltensweisen und Initiativen wirklich waren. (S. 220)

Clark bemüht sich darum,

nachhaltige, rasch aufeinanderfolgende Interaktionen zwischen Regierungsstrukturen zu verstehen, die vergleichsweise wenig über die Intentionen der anderen wussten. (S. 317)

Die meisten Akteure nahmen

sich selbst als jemanden wahr [. . .], der unter unwiderstehlichen externen Zwängen handelt, während die Verantwortung für die Entscheidung über Krieg und Frieden eindeutig dem Gegner aufgebürdet wird. (S. 664)

Selbst wenn man dies berücksichtigt, kann man über die Durchführung im Einzelnen immer noch trefflich streiten. Es ist auch nicht so, dass Clark alle Mächte oder deren Repräsentanten zu Schlafwandlern erklärt. In jeder Hauptstadt sieht er Akteure am Werk, die fahrlässig und bisweilen recht bewusst den Weg in eine durchaus befürchtete Katastrophe gingen. Vielleicht sollte man statt von Schlafwandlern eher von Pokerspielern sprechen, die sich mittelfristige Risiken und Verlustgefahren bisweilen klar machten, aber diese wegen befürchteter Nachteile für die Gegenwart oder die Zukunft glaubten eingehen zu müssen: Sie gingen sehend, aber unterschiedlich stark das Risiko von lokalem und allgemeinem Krieg ein.

Gerade hier wird man jedoch den längerfristigen Zielen, den mentalen Prägungen sowie Weltmachthoffnungen und -erwartungen zumal auf deutscher Seite eine größere Bedeutung zuweisen müssen, den „unspoken assumptions“ (James Joll), als den Selbst- und Fremdargumentationsketten aus den tagesaktuellen Quellen. Ein weiteres kommt hinzu: Clark betont die Kontinuität serbischen terroristischen Vorgehens – von einzelnen Gruppen, die aber im Gespräch mit der Regierung standen – im Jahrzehnt vor 1914. Er rückt das damalige Serbien so in die Nähe von Schurkenstaaten heutiger Prägung. Dem wird nicht nur im heutigen Serbien, sondern auch von Südosteuropahistorikern widersprochen.[9] Allerdings verweist Clark gerade auf die wichtige Rolle Russlands (z.T. im Bund mit Frankreich) das den Balkanstaat stärken wollte, da ein starkes Serbien der russischen Expansionspolitik Richtung Meerengen diente.

Speziell der Verantwortung der russischen Seite hatte sich Sean McMeekin schon 2011 in einer Monographie gewidmet. Nun legt er eine Gesamtdarstellung über den Juli 1914 vor. Auch er unterstreicht die Bedeutung osmanischer Rüstungspolitik gegenüber russischen aggressiven Plänen Richtung Konstantinopel.

Es [wäre] St. Petersburg ohne die Provokation eines österreichischen Angriffs auf Serbien [. . .] vermutlich schwergefallen, die französische – und noch weniger die britische – Unterstützung für einen Krieg gegen die Mittelmächte zu gewinnen. (S. 480)

Und methodisch

ist es wichtig, verschiedene Grade der Verantwortung im Kopf zu behalten. Unterlassungssünden sind weniger schwer einzustufen als Sünden, die aus aktiven Handlungen resultieren; in ähnlicher Weise kann man Aktionen nicht mit den Reaktionen gleichsetzen, die sie hervorrufen. Zuallererst sind die Absichten wichtig, allerdings sind sie auch am schwierigsten zu durchschauen. (S. 482)

Hier wiederum kommen bei McMeekin die Mittelmächte in den Blick, welche die Krise auslösten, auch wenn die erste russische Mobilmachung Ende Juli vor den österreichischen Aktionen erfolgt war. Annika Mombauer verdeutlicht das. Sie sieht das Deutsche Reich hinter Österreich-Ungarn stehend in der ersten Phase der Krise bis hin zum österreichischen Ultimatum am 23. Juli an Serbien als die fahrlässig eskalierende Kraft – und erst dann hätten die anderen Mächte auch aus Sorge um ihre je eigenen Bündnisse etc. Kriegsentschlossenheit bewiesen:

Am Ende [waren] alle Regierungen der Großmächte für die Eskalation der Krise verantwortlich, einige mehr (Österreich-Ungarn und Deutschland), einige weniger (Russland und Frankreich) – und vergleichsweise am wenigsten Großbritannien. (S. 120f.)

Diese „Hitliste“ würde wohl auch Gerd Krumeich unterschreiben. Er stellt den „erpresserischen Charakter der deutschen Lokalisierungsforderung“ (S. 105) in den Vordergrund, nämlich die Erwartung, dass sich die Russen nach der vom Deutschen Reich gestützten Offensive der Donaumonarchie gegenüber Serbien heraushalten würden. Er wendet sich eindringlich gegen Clarks und McMeekins Deutung der russischen Politik und endet mit der Beobachtung eines deutsch-österreichischen Vabanque-Spiels, veranlasst nicht zuletzt aus einer „ausgeprägten Zukunftsangst“ (S. 184). In diese Kette der Argumentationen kann man auch Margaret MacMillans umfassende Studie stellen.[10] Auch sie macht eine klare Rangfolge der Verantwortlichkeit auf: Österreich-Ungarn, Deutschland, dann Russland. Dagegen sieht sie Frankreich und Großbritannien eher als weniger involviert. Was bleibt? Alle die genannten und subtil ausgeprägten Argumentationsketten der Tag-zu-Tag-Analysen sind nicht neu, aber doch ganz überwiegend neben dem systemischen Blick auf das ganze Staatensystem auf die abgestufte Verantwortlichkeit der Großmächte fixiert:

Großmächte sind von ihrem Prestige und der Wahrnehmung anderer, dass sie mächtig seien, nicht weniger abhängig als von materiellen Faktoren wie ihrem Militär oder ihrer Wirtschaft. (MacMillan, S. 27)

Hitlisten wie die von der BBC verbreiteten Einschätzungen namhafter Historiker finden ein Interesse in der Fachwelt und eben weit darüber hinaus.[11] Die methodischen Probleme bleiben: Was war nach damaliger allgemeiner Deutung „normal“, was „unerträglich“, welche Aktion „musste“ eskalierend wirken, welche „erlaubte“ keine andere Antwort als die gegebene? „Konnte“ etwa die serbische Regierung eine österreichische Beteiligung an der Untersuchung des Thronfolgermordes von Sarajevo „gar nicht annehmen“ – wenn das doch etwa zeitgleich die mexikanische Regierung den USA zugestand? Aber wichtigere Fragen zielen auf das Ganze des Staatensystems und seiner führenden Eliten und darin liegt eine wohl nie einvernehmlich zu lösende Aufgabe. „Letztlich“, formuliert MacMillan, wie es wohl auch Clark tun könnte, „[. . .] finde ich die Frage interessanter, wie Europa im Sommer 1914 jenen Punkt erreichte, ab dem der Krieg wahrscheinlicher wurde als der Friede.“ Die Frage: „Was geschah mit und durch Europa?“ konkurriert mit der Frage: „Wer war’s?“ Die erinnerungskulturelle Rezeption dazu ist in vollem Gange.

Nationale Perspektiven

Dass der Krieg ganz anders wurde, als die meisten Menschen kurz zuvor erwartet hatten, ist die eigentlich wichtige Erkenntnis in Lloyd Georges bekanntem Zitat:

Nicht einmal die scharfsinnigsten und weitestblickenden (sic) Staatsmänner haben selbst im Frühsommer 1914 vorausgesehen, dass mit dem Herbst die Völker der Welt in den schrecklichsten Zusammenstoß verstrickt sein würden, den es in der Geschichte der Menschheit jemals gegeben hat.[12]


Natürlich stimmte das nicht ganz, denn es hatten nicht nur pazifistische Außenseiter, sondern auch gestandene Politiker und Militärs ein worst case-Szenario gesehen, dem sie mit dem best case eines kurzen Krieges (und eigenen Sieges) zu begegnen trachteten. Auch das ist mittlerweile Stand der Forschung und macht die Deutungen der Akteure nicht leichter.

Die Darstellung des Krieges erfordert jedenfalls ein ganz anderes Herangehen als an die der Auslösung des Krieges. Da sind nationale Blickwinkel nach wie vor legitim. Fast idealtypisch lassen sich zwei Richtungen gegenüberstellen: die traditionelle Militärgeschichte der Operationen, Schlachten und politischen Kalküle einerseits, die der gesellschaftlich-kulturellen Einbettung andererseits. Zu letzterem liefern Gerhard Hirschfeld und Gerd Krumeich auf vergleichsweise knappem Raum Beachtliches. In ihren zehn kurzen Kapiteln zum Krieg selbst kommen die großen Schlachten schon prominent vor, Politik eher am Rande. Sie widmen sich ausführlich den mentalen Dispositionen in Front und Heimat, deren Beziehung untereinander, aber auch der Industrialisierung des Krieges und den Folgen für die Gesellschaft und Kultur im Allgemeinen. Das wird ein wenig bebildert, aber auch durch neue Quellenfunde anschaulich gemacht, ohne dass die Analyse zu kurz kommt. Ergänzend kann man in einem ähnlichen Stil, aber populärer den großformatigen Bild-Text-Band von Markus Pöhlmann u.a. heranziehen, in dem ausgewiesene Autoren knapp in die vielfältigen Sachbereiche einführen. Daneben versammelt der Band großformatige Bilder, Fotos, Postkarten sowie Infokästchen. Das militärische Instrumentarium findet einen vergleichsweise breiten Raum. Aber insgesamt ist so auch ein analytisch anregendes Buch entstanden. Paradox formuliert: ein coffee-table-book, das versucht, die Schrecken von Krieg und Tod zu erklären.

Ganz anders Manfried Rauchensteiner, ein verdienter österreichischer Militärhistoriker, der sein bereits 1993 erschienenes Buch zum Ersten Weltkrieg nochmals beträchtlich erweitert hat. Schon damals hatte er das Thema Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburger Monarchie 1914–1918 auf 719 Seiten abgehandelt – nun sind es 1222 Seiten geworden. Er geht im Kern ereignisgeschichtlich vor, konzentriert sich stark auf die ja für Österreich-Ungarn recht weit auseinanderliegenden Kriegsschauplätze und die militärischen Operationen innerhalb der militärisch-zivilen Hierarchien. Die Reichs- und Innenpolitik kommen nicht zu kurz, wohl aber die gesellschaftlich-kulturellen Erfahrungen, die er in wenigen knappen Kapiteln – etwa über Lager oder die innere Front – behandelt. Das zeugt von stupender Gelehrsamkeit, ragt aber mit seinem militärzentrierten Blick unter den Neuerscheinungen 2013 etwas fremd hervor. Für die britische Seite hat der Journalist Adam Hochschild (zuerst 2011, jetzt ins Deutsche übersetzt) den „Untergang des alten Europa“ exemplarisch aus der Sicht Londons behandelt. Ihm geht es primär um die „Kämpfe innerhalb eines Staates“ (S. 15), doch das ist eine starke Untertreibung. An Personen und ihren Interaktionen orientiert – hier Clark und MacMillan durchaus ähnlich –, liefert er eine dauernd die Perspektive wechselnde Erzählung, bei der gerade die Kriegserfahrungen und Kriegserlebnisse nicht zu kurz kommen. Der Begriff „breites Panorama“ in sehr lesbarem Stil deutet an, wie Hochschild eine Annäherung an den Krieg versucht, den Großbritannien – so Niall Ferguson bereits 1999 provokativ[13] – gar nicht hätte führen sollen, denn das Empire hätte auch mit einem deutsch beherrschten Europa à la Europäischer Union gut, wenn nicht besser leben können. Auch diese These kommt erinnerungskulturell vor allem auf der Insel wieder hoch.

Biographische Perspektiven

Erkenntnisfördernd kann gerade für ein breiteres Publikum der biographische Zugang sein – der kollektivbiographische allemal, um durch eine Art patchwork auch größere Zusammenhänge anzudeuten. Hochschild geht über weite Strecken so vor. Peter Englund, ein Reporter, der Literaturprofessor wurde und derzeit dem Stockholmer Nobelkomitee für Literatur vorsitzt, legte bereits vor einigen Jahren eine Geschichte des Ersten Weltkriegs in neunzehn Schicksalen vor, in der er die Vielfalt regionaler Herkunft aus Europa, Alter, Geschlecht in gut recherchierten Porträts präsentierte.[14] Ganz ähnlich geht Tilmann Bendikowski vor, der fünf Deutsche zwischen Juni und September 1914 zum Thema macht: Wilhelm II., den Geschichtsprofessor Alexander Cartellieri, einen 17jährigen Volontär einer linken Bremer Zeitung, eine junge Lehrerin und den Lyriker Ernst Stadler, damals Philosophiedozent in Brüssel. Indem der deutsche Kaiser einer der Porträtierten ist, kann Bendikowski an dessen Person auch die politisch-diplomatische Geschichte erzählen. Die vom Autor als eher zufällig bezeichnete Mischung seiner fünf Protagonisten überzeugt. Er entwickelt ein Verlaufsmodell von relativer Kriegsbegeisterung bis zu erster Skepsis und differenziert es angemessen.

Ganz anders Dorothee Wierling in ihrem Familienporträt der Familie Braun, im Kern eine private Vierecksbeziehung: Lily Braun – eine bekannte Schriftstellerin, ihr Ehemann Heinrich – ein eher gescheiterter linker Redakteur, der hoffnungsvolle Sohn Otto, der unbedingt in den Krieg will und ihn erfährt und eine generationell dazwischen liegende Julie Vogelstein, 1914 Geliebte von Heinrich und Freundin von Lily. Da hier ein reicher Briefwechsel vorliegt, vermag Wierling, bei klug ausgewählten langen Zitaten mit behutsamen Strichen kommentierend, nicht nur ein – hier eher weniger wichtiges – Psychogramm dieser Personenkonstellation zu zeigen, sondern auch die unterschiedlichen, sich schnell wandelnden mentalen Konstellationen zum und im Krieg. Mit professioneller Einfühlung, die keine Identifikation mit den Personen nötig hat, lässt sie diese sprechen und interpretiert ohne Besserwisserei. Das ist eine Meisterleistung des Zuhörens und der Vermittlung an ein Lesepublikum, das so die Alltagserfahrungen im Krieg exemplarisch nachvollziehen kann.

Gesamtdarstellungen

„Total war needs total history“ war eine der Erkenntnisse von Roger Chickering in einem von ihm mit Stig Förster veranstalteten Projekt über 200 Jahre Weltgeschichte zum totalen Krieg sowie nach sechs ertragreichen Tagungen und Sammelbänden, darunter einer über den – für den totalen Krieg ja namengebenden – Ersten Weltkrieg.[15] Ein Ergebnis war, dass eine solche Totalität nicht auf der Makro-, sondern besser auf der Mikroebene zu verwirklichen sei. Chickering schrieb so eine „totale“ Geschichte der Stadt Freiburg während des Ersten Weltkrieges.[16] Angesichts dieser programmatischen Beschränkung, die gegenüber der methodischen Machbarkeit des Globalen skeptisch ist, ist es spannend zu lesen, was es Neues auf der Makroebene gibt.

Gesamtdarstellungen müssen sich nicht grundsätzlich von Darstellungen unterscheiden, die einen nationalen Blickwinkel haben, wie es etwa Hirschfeld & Krumeich oder Hochschild andeuten. Hier konkurrieren drei Studien von deutschen Autoren miteinander: die von Herfried Münkler (924 S.), die zwar später als Christopher Clarks „Schlafwandler“ ausgeliefert wurde, aber ein paar Monate Vorsprung vor den anderen Werken hatte. Im Februar 2014 liefen die Medienmaschine und der Verkauf an, um die ersten 50 000 Exemplare unters Volk zu bringen. Doch an die Auflage von Clark dürfte Münkler kaum herankommen. Münklers Werk konkurriert inhaltlich-methodisch mit dem Ende Februar erschienenen Band von Jörn Leonhard (1157 S.) und dem im Umfang ein wenig schmaleren Band von Oliver Janz (415 S.). Ein sehr informativer internationaler Bild-Text-Band, von Bruno Cabanes und Anne Duménil ursprünglich 2007 für den Lexikonverlag Larousse konzipiert, kommt hinzu. Ernst Piper (587 S.) verfolgt dagegen einen anderen, geistesgeschichtlichen Ansatz. Unnötig zu sagen, dass alle diese Autoren nicht nur eine Europa umfassende Geschichte der Kriegsjahre vorlegen, sondern auch die Vor- und die Nachgeschichte je knapp umreißen – zum Kriegsbeginn bewegen sie sich im Kern innerhalb des bereits genannten Rahmens.

In Zeiten der Globalisierung, in der auch eine neuartige Globalgeschichte floriert, stellt sich zunächst die Frage: Wie viel Weltkrieg erkennen die Autoren im Ersten Weltkrieg?[17] Das sollte mehr sein als die traditionelle Reichsgeschichte oder die vom Verlust der deutschen Kolonien. Am konzisesten findet sich dies bei Janz, der eines seiner neun Kapitel „Globaler Krieg“ nennt und hierbei die Kriegsschauplätze von Ostasien über Nahost bis Afrika vorstellt und zugleich den deutschen Handelskrieg thematisiert. Leonhard verteilt seine globalen Beobachtungen über das ganze Buch und handelt z.B. bei den Materialschlachten die Frage außereuropäischer Truppen in Europa als „globale Perspektive“ (S. 562) ab. Im Jahr 1917 sieht er (wie die anderen Autoren auch) einen entscheidenden Einschnitt:

Global war der Krieg bereits seit 1914 gewesen auf den Weltmeeren, in Ostasien, in den afrikanischen Kolonien. 1917 verschärfte sich zunächst die militärische Situation im Nahen und Mittleren Osten. Aber was 1917 zu einem wirklich globalen Moment machte, war die jetzt offenkundige Dynamik von Erwartungen, wie der Krieg langfristig den überkommenen Status von Herrschaftsrechten und politischer Teilhabe verändern könnte. (S. 706)

Hier geht es innovativ um neue Informationskanäle wie Nachrichtenagenturen oder Finanzströme (S. 790ff.). Ein weiteres „globales Moment“ macht Leonhard im März 1919, parallel zu den Tagungen der Pariser „Friedensmacher“ aus. Münkler erörtert die genannten außereuropäischen Kriegsschauplätze relativ konventionell nacheinander. Insbesondere dem Seekrieg gibt er breiten Raum. Bei der allgemeinen Erörterung der „revolutionären Infektion“ (S. 545ff.) widmet er sich besonders dem Nahen Osten – Araberaufstand, aber auch Ostafrika unter Lettow-Vorbeck. Bei Cabanes finden sich zwei Tagesstichworte, die Anlass geben, den weltweiten Rahmen zu erläutern. Was über die von den Kolonialmächten rekrutierten Soldaten oder über die Politik der außereuropäischen Eliten hinaus weitgehend fehlt, ist die Frage nach den gesellschaftlichen Erfahrungen des Weltkrieges außerhalb Europas; China klingt bei Leonhard einmal an, für Afrika wäre viel mehr über die Politik der verbrannten Erde und der „Versklavung“ (Leonhard, S. 204) von rekrutierten Afrikanern hinaus zu sagen. Schließlich wäre jenseits der militärischen Kampfhandlungen der mentale, aber auch der ökonomische Weltkrieg deutlicher zu akzentuieren, um die globalen Auswirkungen des Krieges auf Lateinamerika oder Südasien zu erfassen.

Kriegsgräuel oder -verbrechen spielten bereits in der mentalen Mobilisierung, dann aber vor allem in den Friedensverträgen eine bedeutende Rolle. Von Isabel Hull ist eine Studie zu erwarten, in der sie den Umgang mit dem Völkerrecht vergleichend untersucht.

Sie kommt zu dem Ergebnis, dass Deutschland nicht dieselbe Sprache des Rechts sprach wie die beiden liberalen Demokratien. Das hatte desaströse und weit reichende Konsequenzen [. . .] [Das Buch] ist eine leidenschaftliche Verteidigung der Rolle, die das Recht in den zwischenstaatlichen Beziehungen im Frieden wie im Krieg spielen muss.[18]

Hull zieht eine klare Trennlinie zwischen den westlichen Demokratien, die sich grundsätzlich an das Völkerrecht hielten und den Deutschen, die per se davon wenig hielten. In den anderen vorliegenden Arbeiten wird dieser Themenbereich nur partiell aufgegriffen. Auch hierzu liefert Janz in einem achtseitigen Unterkapitel einen gelungenen Überblick über alle völkerrechtlich einschlägigen Aspekte. Janz widmet sich von den Zivilisten über Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter bis zu U-Boot- und Luftkrieg etlichen (potenziell) völkerrechtswidrigen Vorgängen, verzichtet aber auf spezifische nationale Schuldzuweisungen. Geographisch reicht sein Horizont von Westeuropa über die Kampfzonen in Ostmitteleuropa bis in den Nahen Osten. Leonhard handelt das Thema am Rande der Schilderung militärischer Kämpfe ab, Nachdruck erhält es im Abschnitt über „Besatzungsregime und [die] Erfahrung ethnischer Differenz“ (S. 282–293), wo es um West- und Osteuropa geht. Im Zusammenhang mit der Analyse der „multiethnischen Kriegsgesellschaften“ (S. 386–414) legt er u.a. den osmanischen Genozid an den Armeniern ausführlich dar. Auch Münkler benennt deutlich und ausführlich das „brutale Vorgehen“ (S. 123) der Deutschen gegen die belgische Bevölkerung zu Kriegsbeginn. Aber ihm geht es primär darum zu erklären, welche „katastrophalen Wirkungen“ dies auf das kollektive Bild haben sollte, das sich bei den Alliierten von den Deutschen herausbildete. Cabanes nimmt das Stichwort der standrechtlichen Erschießung der britischen Krankenschwester Edith Cavell zum Anlass, die völkerrechtliche Legitimität dieser Erschießung zu behandeln. Alle diese Autoren betten das Völkerrecht in ihre Darstellung der politisch-militärischen Ratio ein, Gräueltaten werden als solche benannt, sie diskutieren jedoch keinen deutschen Sonderweg.

Verdun steht nicht nur in Deutschland im Zentrum des kulturellen Gedächtnisses, jene Schlacht, die im Jahr 1916 auf jeder Seite ca. 800 000 Verluste an Toten und Verwundeten kostete. Sie war im Übrigen nicht die verlustreichste Schlacht des Krieges (Krumeich & Hirschfeld, S. 162) – die Schlacht an der Somme im selben Sommer und die Kämpfe in Flandern brachten noch mehr Tote und Verletzte. Olaf Jessen widmet der Schlacht von Verdun ein behutsames Sachbuch, das sorgfältig bei dauerndem Perspektivwechsel von Deutschen und Franzosen, von „oben“ und „unten“ das Geschehen anschaulich rekonstruiert. Im Anschluss u.a. an Krumeich bleiben ihm Fragen nach dem geplanten Sinn der Schlacht, doch habe der deutsche Generalstabschef Falkenhayn wohl die Initiative zum Bewegungskrieg durch Herausforderung der Franzosen (und Briten) wieder erlangen und dadurch das – viel zitierte – „Weißbluten“ des Gegners als Endziel erreichen wollen. Verdun habe vor allem eine „Enthegung des Krieges“ (S. 336) durch das endgültige Erstarren der Fronten und neue Kriegsmittel (etwa Gas, U-Boote, Luftkrieg) bedeutet. „Verdun war das Ergebnis einer politischen und kulturellen, erst in zweiter Linie die Folge einer militärischen Katastrophe“ (S. 341).

Münkler macht eine (von Jessen im Anschluss an Afflerbach[19] in ihrer Existenz überhaupt in Frage gestellte) Weihnachtsdenkschrift Falkenhayns zum Ausgangspunkt, um das „Weißbluten“ durch die Schlacht im militärischen Kalkül zu erklären und schildert diese knapp in taktischen Einzelheiten. Für die deutsche militärische Führung wurde sie zum „Fehlschlag“ – und sodann kommt der Autor auf den Krieg im Osten und die innenpolitischen Folgen (Ablösung Falkenhayns, Dritte Oberste Heeresleitung Hindenburg-Ludendorff) zu sprechen. Verdun hing eng mit der Somme-Schlacht zusammen, bei der die Briten ihrerseits den Durchbruch nach bis dahin nie gekannter Artillerievorbereitung erreichen wollten und doch bereits am 1. Juli, dem Beginn der Schlacht, 20 000 Tote zu verzeichnen hatten. Erneut schildert Münkler diese Schlacht eher in ihren taktisch-militärtechnischen Vorgängen exemplarisch, um dann in einem Abschnitt auf die auf allen Seiten benötigten „Helden(bilder)“ überzugehen. Leonhard hält die genannte Denkschrift der Sache nach für zutreffend, mit der Falkenhayn gemäß dem Kriegsgrundsatzkonzept für einen Durchbruch sorgen wollte. Verdun (und die Somme) sind für Leonhard „totale Schlachten“, die er im Ablauf der Monate knapp nachzeichnet. Für ihn war die „totale Schlacht“ bereits im Krieg symbolisch aufgeladen und markierte „eine Veränderungsschwelle“ (S. 444). In Frankreich wurde sie als Bewahrung der Nation gedeutet, in Deutschland machte sie die mentalen Kosten der Schlacht deutlich. An der Somme habe sich – mit anderen Fronten – diese Konstellation wiederholt. Bei Janz ist Verdun nur ein Beispiel im Abschnitt über „Materialschlacht und maschineller Tod“ (S. 90ff.). Er geht wenig später zur allgemeinen analytischen Frage über, wie „Motivation und Moral, Konsens und Verweigerung“ (S. 97) in den jeweiligen Streitkräften hergestellt, erhalten oder verloren gingen.

Diese Beispiele mögen genügen, um exemplarisch das unterschiedliche Vorgehen, aber auch die Erzählweise der vorliegenden Gesamtdarstellungen zu verdeutlichen. Gemeinsam haben Janz, Münkler und Leonhard, dass sie den strategisch-politischen Adlerblick, die Einordnung des ganzen Krieges zugleich mit der erfahrungsgeschichtlichen Perspektive von unten verbinden, Anschauung schaffen durch zeitgenössische Quellenzitate oder nachträgliche, auch literarische Verarbeitungen (wie auch die genannten national fokussierten Studien). Festzuhalten ist ferner, dass sie allesamt nicht an der Westfront, im hierzulande populären und durch die westeuropäische Integration verstärkten Erinnerungsdreieck Deutschland-Frankreich-Großbritannien stecken bleiben, sondern gerade die Rolle des osteuropäischen, aber auch des italienisch-österreichischen Krieges, die wechselnden Fronten und damit die ganz anderen „Gewalträume“ (Leonhard) herausarbeiten. Allen Autoren gelingt es auch, durch einen lockeren Wechsel der nacheinander berichteten nationalen Erfahrungen der kriegsführenden Länder, recht anschaulich Gemeinsamkeiten wie Unterschiede deutlich zu machen. Auch wenn viele Ereignisse, Analysen und Deutungsmuster in den drei auch sprachlich sehr lesenswerten Studien gleichermaßen vorkommen, sind doch einige Herangehensweisen recht unterschiedlich.

Münkler stellt am stärksten den Krieg selbst in seinen Erscheinungsformen in den Vordergrund. Er interessiert sich für alle materiellen Facetten der Heere und der neuen Gewaltinstrumente wie U-Boote und Luftwaffe. Er taucht eng und genau in die Perspektiven der Soldaten auf allen Seiten, die Auseinandersetzungen, Strategien und Fehlschläge ein und spart auch hier nicht mit Wertungen. Für den Politik­wissenschaftler, der sich zentral mit der Kategorie Krieg und der Kriegstheorie beschäftigt hat, entfaltet sich in dem „Laboratorium“ (S. 9) des Ersten Weltkriegs alles, was im 20. Jahrhundert noch kommen sollte. Wichtig sind ihm vor allem die Verbindungen des Militärischen und des Zivilen in den einzelnen Ländern, wobei er großen Nachdruck auf die deutsche Seite legt. Dabei sucht er in gleichsam rahmenden Kapiteln deutlich auch in die kulturgeschichtliche Einbettung vorzudringen: Das Kapitel „Der Sinn und die Ziele des Krieges“ umfasst etwa auch „die Kriegserklärung als Fest“; „Der erschöpfte Krieg“ widmet sich u.a. dem Wirtschaftskrieg, den Finanzen, der sozialen Situation in der Heimat. „Leben im Felde“ heißt ein Unterabschnitt, in dem es um Latrine und Bordell als gleichsam archetypische Orte der Front und Etappe geht. Wenn Münkler den Krieg letztlich als „Herrschaft der Paradoxien“ kennzeichnet, steckt darin vor allem eine Absage an alle einfachen, linearen Erzählungen.

Sicher spielt auch bei Leonhard das Kriegsgeschehen an der Front und in den Stäben eine große Rolle, aber sein Band geht stärker dahin, Staaten und Gesellschaften als Ganze im Krieg zu zeigen. Wie auch Münkler geht Leonhard im Kern chronologisch vor, formuliert seine Kapitel dabei eindrucksvoll als Paradoxien, etwa: „Stillstand und Bewegung: 1915“ oder „Expansion und Erosion: 1917“, „Plötzlichkeit und Zerfall: 1918“. Jedes Großkapitel schließt mit einer Bilanz nach durchnummerierten Monaten ab (etwa für 1916: „29 Monate Krieg: Erwartungen und Erfahrungen in der Mitte des Krieges“). Hier gelingt es ihm, je ein Feuerwerk an analytischer Einordnung, oft als Faktorenanalyse betrieben, vorzuführen. Das erläutert die genannten Widersprüche und macht sie anschaulich.

Im dauernden Perspektivwechsel von militärischem Geschehen und politischem Handeln wechselt er häufig zu den Gesellschaften im Krieg, den Heimatfronten. Dabei bedient er sich eines breiten, kulturgeschichtlichen Instrumentariums. Besonders die Deutungen von Räumen (Erfahrungsräume, Gewaltzonen) spielen eine große Rolle. Der Reichtum dieser oft begrifflich zugespitzten, aber immer anschaulichen Blicke kann erneut nur exemplarisch verdeutlicht werden: Unter „Kontingenz und Eigensinn“ geht es um die Grenzen der Akzeptanz von nationaler Kriegsrhetorik, „Körper und Nerven“ umreißt die Eigenerfahrung und Fremddeutung von Kriegsopfern; „Demografie, Klasse und Geschlecht“ vertieft die zuvor dargestellten sozialen Polarisierungen. Nicht zuletzt den Zusammenhang von Krieg und Revolution (in Russland, dann auch im übrigen Europa) entfaltet Leonhard in diesem Werk eingehend.

Janz bedient sich in seinem merkwürdigerweise im Haupttitel nur „14“ genannten Buch zwar ebenfalls narrativer Elemente, geht aber – etwa auf halbem Raum der beiden anderen Studien – von vornherein systematischer vor und bündelt nach Sachkomplexen, oft die Chronologie durch einen Gesamtüberblick verlassend. Herkömmliche politisch-militärische Berichte einerseits, kulturell-mentale Einordnung andererseits ergänzen sich sehr gut. Einige solcher Zugriffe wurden bereits benannt. „Motivation und Moral, Konsens und Verweigerung“ handelt von den Soldaten. Ein Kapitel schafft es, dem „Kulturkrieg“ aller Seiten in seiner Vielfalt gerecht zu werden und nachfolgend geht es um Zensur, Propaganda, Kriegswirtschaft, Arbeit und Frauen. Natürlich kann man hier wie bei den anderen Autoren über den jeweiligen Umfang und die Perspektive der Darlegungen streiten.

Kulturgeschichte hat in den letzten Jahrzehnten vielfältige Ausprägungen gefunden. Ernst Piper meint mit „Nacht über Europa“ (übrigens: zuvor der Titel einer mehrbändigen verdienstvollen DDR-Edition zur deutschen Besatzungspolitik im Zweiten Weltkrieg) im Kern eine Geschichte der Intellektuellen, der Schriftsteller, bildenden Künstler und einiger Komponisten. Piper beschäftigt sich im Wesentlichen mit den Deutschen, geht nur am Rande auf Frankreich, Großbritannien, die USA oder auch einmal Russland ein. Auf die Kulturgeschichte gehen die bislang genannten Arbeiten kaum ein. Die allgemeinen politisch-historischen Einbettungen sind allgemein gehalten: „Der Erste Weltkrieg markiert einen Übergang“, heißt es (S. 85), mit Hobsbawm beginne nicht nur das Zeitalter der Extreme, sondern auch das der Massaker. Überraschend nachdrücklich arbeitet Piper als Leitlinie – etwa im Sinne Hulls – Kriegsverbrechen als solche heraus, etwa die Verbrennung der Bibliothek von Löwen in Belgien durch die Deutschen zu Beginn des Krieges. „Wer eine Bibliothek verbrennt, versündigt sich am kulturellen Gedächtnis der Menschheit“ (S. 173), schreibt er normativ und nicht historisierend. Das läuft mitunter auf eine deutsche Spezifizität hinaus: „Der sichtbarste Ausdruck des deutschen Sonderwegs, soweit von einem solchen zu sprechen ist, waren die ‚Ideen von 1914‘“ (S. 65). Piper entfaltet ein ungemein breites Panorama in vielem ambivalenter Einstellungen zum Krieg, dessen Ausdruck u.a. 29 Farbabbildungen sind, beschäftigt sich mit Zensur und Propaganda als limitierenden und aktivierenden Faktoren, was lesenswert ist.[20] Bemerkenswert sind zwei Kapitel: Juden als eine je national verankerte, aber doch transnationale Minderheit werden in den anderen Werken nicht so hervorgehoben. Mit einem Abschnitt über die Schweiz als Exilland wird ein Phänomen anschaulich entfaltet, das sonst kaum vorkommt.

Bilanzen und Ausblick

Gewalt ist das beherrschende Thema bei der Analyse des Ersten Weltkrieges. Alle genannten Autoren setzen sich damit auseinander, am nachdrücklichsten wohl Leonhard, Münkler und Krumeich. Benjamin Ziemann bündelt in einem Band eigener, zumeist schon zuvor erschienener Essays das Nachdenken über diese Kategorie. Es ging zunächst einmal um Töten und Getötetwerden. Das scheint in einer Kriegsgeschichte selbstverständlich. Gleichzeitig geht es damit auch um physische und mentale Praktiken. Das Überleben im Krieg bildet die gegenläufige Erfahrung, das Entrinnen vom Tod. Auch hier gibt es mentale Voraussetzungen und Aktionen. Schließlich geht es um die Verarbeitung der Gewalt, die schon im Krieg ansetzte, aber in der Friedenszeit fortgesetzt werden musste. Ziemann wählt deutsche Beispiele, denkt aber methodisch konsequent über diesen Tellerrand hinaus, wenn er sich von einem zu allgemeinen Gewaltbegriff etwa im Sinne struktureller Gewalt (Galtung) absetzt, in dem schon Diskriminierung zu dicht an Kriegsgewalt herangerückt wird. Den auch von Münkler gebrauchten Begriff des Laboratoriums entfaltet Ziemann nicht nur im Sinne der neu entwickelten Waffen, sondern auch und vor allem der Offenheit und Kontingenz kultureller Erfahrungen und Entwicklungen.

Wer sich auf knappstem Raum und ohne große methodische Überlegungen über den Ersten Weltkrieg informieren will, kann zu Krumeichs prägnanten 101 Fragen und Antworten greifen oder auch Volker Berghahns gerade mit Kenntnis der neuesten Literatur überarbeitete knappe Gesamtdarstellung heranziehen. Am anderen Ende der Skala stehen Enzyklopädien: eine deutsche, die mit kleinen Verbesserungen auch ins Englische übersetzt wurde, liegt seit einem Jahrzehnt vor, ebenso eine französische.[21] Die aktuelle Cambridge History of the First World War übertrifft diese quantitativ, aber auch qualitativ. Die drei Bände mit einem Gesamtumfang von fast 2300 Seiten suchen ihresgleichen. Erarbeitet wurden sie unter Leitung von Jay Winter von einem zehnköpfigen Redaktionsteam, zu dem Gerd Krumeich als einziger Deutscher zählte. Das Werk entstand in Anlehnung an das trinationale Museum und Forschungsinstitut „Historial de la grande guerre“ in Péronne und summiert die Arbeit der „Vietnam-Generation“, die seit den siebziger Jahren publiziert und der heutigen „transnational generation“ (Winter).

Die 73 luziden Essays können an dieser Stelle kaum seriös beurteilt und mit den Befunden der erwähnten Bücher kontrastiert werden. Ein transnationaler, komparativer Ansatz steht programmatisch im Vordergrund. Die Grobgliederung der Bände – globaler Krieg, Staat und Zivilgesellschaft – bietet einen Anhaltspunkt. Der jahrweise Wandel der Kriegsszenarien im ersten Band wird begleitet von einer nun wirklichen globalen Geographie der Kriegseinflüsse auf alle Kontinente, aber auch auf die diversen Reiche. Der zweite Band „The State“ ist längst nicht so etatistisch, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte: Komparativ werden die jeweiligen staatlich-gesellschaftlichen Institutionen erfasst. Aber es geht auch um Moral, Technologien, Wirtschaft, Agrargesellschaften und Finanzen und nicht zuletzt um den Weg zum Kriegsende. Alle drei Bände schließen mit einem (verbalen) „visual essay“ – einem Beitrag, der von bildlicher Anschauung des Globalen (Bd. I, Winter), von Staat und Krieg (II, Weinrich) oder Zivilgesellschaft (III, Annette Becker) handelt. Ganz einer nicht-militärischen, also zivilen Perspektive verpflichtet und durchweg innovativ (im Sinne des gerade in Péronne seit Jahrzehnten Geleisteten) geht es stark um das Privatleben – von Ehe über Kinder zu Gender an Front und Heimat, aber auch um Körpergeschichte, um Flucht und Kriegsgefangenschaft, sodann um kulturelle Manifestationen aller Art. John Horne behandelt im 3. Band abschließend „The War at its centenary“ und macht damit die Gegenwart des Jahres 2014 zum Thema, stellt also selbst – wie dieser Essay auch – einen Teil des zu Beschreibenden dar. Er sieht die multipolare Welt seit 1989 in Parallele zu der vor 1914.

Was sich seit 1989 als so spannend herausstellte, war die Erfahrung der Kontingenz des Großen Krieges oder zumindest, dass alternative Szenarios zu gleichmäßigerem Wirtschaftswachstum, harmonischeren Gesellschaftsbeziehungen und weniger zerstörerischen Beziehungen zwischen souveränen Staaten hätte führen können. So wäre ein ganz anderer Start in das ‚kurze‘ 20. Jahrhundert möglich gewesen. (S. 621)

Man finde dennoch auch heute noch die gewaltsamen Spuren des Krieges sehr schnell unter der Oberfläche des Lebens. Die Erinnerung an den Krieg – zumal die staatliche – werde wohl national begangen und Versöhnungsgesten enthalten.

Die Symbole nationaler Politik der Jahre zwischen 1914 und 1918 sind nicht vergangen, denn sie wirken nachhaltig in dem Bemühen, mit der Vergangenheit ins Reine zu kommen.“ (S. 626)

Es gehe aber vor allem um die ungeheuren menschlichen Kosten an Zivilisten wie Soldaten. Horne plädiert aber schließlich für einen heute angemessenen transnationalen Blick, der menschenrechtlich von der damaligen wirtschaftlichen Mobilisierung ausgeht und auch diachron den Zweiten Weltkrieg einbezieht.

Dass 2014 erst den Anfang einer Erinnerungskultur für die Zeit bis mindestens 2018 darstellt, ist offensichtlich. Die Buchproduktion zum Auftakt allein in deutscher Sprache ist immens. Sie kann und wird immer nur ein Teil der öffentlichen, politischen und kulturellen Rezeption sein. Die ungeheure Gewalthaftigkeit von Tod und allen Formen von Verletzungen steht als zu erklärende Dimension im Vordergrund. Wie regional, national, transnational oder gar global die Erinnerungskultur – jenseits aller platten Gegenwartswarnungen – sein wird, lässt sich noch nicht einmal ansatzweise zeigen; dieser Prozess ist offen.

 

Bücher

Tilmann Bendikowski: Sommer 1914. Zwischen Begeisterung und Angst – wie Deutsche den Kriegsbeginn erlebten. München: Bertelsmann 2014. 464 S. 19,99 €

Volker Berghahn: Der Erste Weltkrieg. München: Oldenbourg 2003, 5. aktualisierte und ergänzte Auflage 2014. 110 S. 10,95 €

Bruno Cabanes, Anne Duménil: Der Erste Weltkrieg. Eine europäische Katastrophe. Mit einem Vorwort von Gerd Krumeich. Darmstadt: Konrad Theiss 2013. 480 S. 49,95 € (französisch: Larousse de la Grande Guerre. Paris 2007)

Cambridge History of the First World War. Ed. By Jay Winter u.a. Cambridge: Cambridge University Press 2014. Drei Bände, 240,– £. Band 1: Global War. 771 S. 90,00 £; Band 2: The State. 802 S. 90,00 £; Band 3: Civil Society. 779 S. 90,00 £

Christopher Clark: Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog. Übersetzt von Norbert Juraschitz. Stuttgart: DVA 2013. 896 S. 39,99 € (englisch: The Sleepwalkers. How Europe went to War in 1914. London 2012)

Max Hastings: Catastrophe: Europe goes to war. New York: Knopf 2013. 672 S. 35,00 $

Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich: Deutschland im Ersten Weltkrieg. Frankfurt/M.: S. Fischer Verlag 2013. 336 S. 24,99 €

Adam Hochschild: Der Große Krieg. Der Untergang des alten Europa im Ersten Weltkrieg. Übersetzt von Hainer Kober. Stuttgart: Klett-Cotta 2013. 525 S. 26,95 € (englisch: To End all Wars. A Story of Loyalty and Rebellion, 1914–1918. London 2011)

Isabel Hull: A Scrap of Paper. Breaking and Making International Law during the Great War. Ithaca, N.J.: Cornell University Press 2014. 352 S. 45,00 $

Oliver Janz: 14 – Der Große Krieg. Frankfurt/M., New York: Campus 2013. 415 S. 24,99 €

Olaf Jessen: Verdun 1916. Urschlacht des Jahrhunderts. München: C.H. Beck 2014. 496 S. 24,95 €

Gerd Krumeich: Die 101 wichtigsten Fragen – Der Erste Weltkrieg. München: C.H. Beck Verlag 2014. 155 S. 10,95 €

Gerd Krumeich: Juli 1914. Eine Bilanz. Paderborn: Schöningh Verlag 2013. 362 S. 34,90 €

Jörn Leonhard: Die Büchse der Pandora. Geschichte des Ersten Weltkriegs. München: C.H. Beck 2014. 1157 S. 38,00 €

Margaret MacMillan: The War that Ended Peace. How Europe Abandoned Peace for the First World War. New York, London: Random House 2013. 512 S. 35,00 $

Sean McMeekin: Juli 1914. Der Countdown in den Krieg. Berlin: Europa Verlag 2014. 512 S. 24,99 € (englisch: July 1914. Countdown to War. London, New York 2013)

Annika Mombauer: Die Julikrise. Europas Weg in den Ersten Weltkrieg. München: C.H. Beck 2014. 128 S. 8,95 €

Herfried Münkler: Der Große Krieg. Die Welt 1914–1918. Berlin: Rowohlt Berlin 2013. 928 S. 29,95 €

Ernst Piper: Nacht über Europa. Kulturgeschichte des Ersten Weltkriegs. Berlin: Propyläen 2013. 592 S. 26,99 €

Markus Pöhlmann, Harald Potempa, Thomas Vogel, Hg.: 1914–1918. Der deutsche Aufmarsch in ein kriegerisches Jahrhundert. München: Bucher Verlag 2013. 384 S. 45,00 €

Manfried Rauchensteiner: Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburger Monarchie 1914–1918. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2013. 1222 S. 45,00 €

Dorothee Wierling: Eine Familie im Krieg. Leben, Sterben und Schreiben 1914–1918. Göttingen: Wallstein 2014. 415 S. 24,90 €

Benjamin Ziemann: Gewalt im Ersten Weltkrieg. Töten, Überleben, Verweigern. Essen: Klartext 2013. 280 S. 22,95 €

 


[1]   Fritz Fischer: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des Kaiserlichen Deutschlands. Düsseldorf 1961.

[2]   Fritz Fischer: Krieg der Illusionen. Die deutsche Politik von 1911 bis 1914. Düsseldorf 1969. – Ders.: Bündnis der Eliten. Zur Kontinuität der Machtstrukturen in Deutschland 1871–1945. Düsseldorf 1979. – Ders.: Juli 1914. Wir sind nicht hineingeschlittert. Das Staatsgeheimnis um die Riezler-Tagebücher. Eine Streitschrift. Reinbek 1983.

[3]   Das Deutsche Historische Institut London veranstaltete 2012 eine einschlägige Tagung, um Bilanz über die Fischer-Kontroverse und ihre Folgen zu ziehen. Ausgewählte Beiträge, herausgegeben und klug eingeleitet von Annika Mombauer liegen vor in: The Fischer Controversy after 50 Years. Journal of Contemporary History, 2/2013, S. 231–417.

[4]   David Stevenson: Armaments and the Coming of War, Europe 1904–1914. Oxford 1996. – David G. Herrmann: The Arming of Europe and the Making of the First World War. Princeton 1996.

[5]   Stefan Schmidt: Frankreichs Politik in der Julikrise 1914. München 2007. – Andreas Rose: Zwischen Empire und Kontinent – Zur Transformation britischer Außen- und Sicherheitspolitik im Vorfeld des Ersten Weltkriegs. München 2011.

[6]   Friedrich Kießling: Gegen den „großen Krieg“? Entspannung in den internationalen Beziehungen 1911–1914. München 2002. – Holger Afflerbach, David Stevenson (Hg.): An Improbable War? The Outbreak of World War I and European Political Culture before 1914. New York/Oxford 2007.

[7]   Meine Rezension hierzu, aber mit anderem Akzent:

    <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2013-4-148>.

[8]   So die Angaben der Buchhandelsdatenbank Media Control GfK, Stand der 10. Kalenderwoche, abgerufen am 18.3.2014.

[9]   Siehe dazu Marie-Janine Calic in diesem Band, S. 43–58.

[10] Margaret MacMillan: The War That Ended Peace: The Road to 1914. New York 2013.

[11] <www.bbc.co.uk/news/magazine-26048324>. – Der renommierte Militärhistoriker Max Hastings wendet sich nachdrücklich gegen jeden „Revisionismus“, der etwa Großbritannien oder Frankreich in die Verantwortung nähme. Statt dessen beharrt er darauf: Deutschland und Österreich-Ungarn waren es. Max Hastings: Catastrophe: Europe goes to war. London/New York 2013.

[12] David Lloyd George: Mein Anteil am Krieg. Kriegsmemoiren, Bd. 1. Frankfurt 1933, S. 41 (zuerst: War Memoirs: London 1933, Bd. 1, S. 52).

[13] Niall Ferguson: The Pity of War. London 1999. Auf Deutsch gekürzt: Der falsche Krieg. Der Erste Weltkrieg und das 20. Jahrhundert. Stuttgart 1999.

[14] Peter Englund: Schönheit und Schrecken. Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs in neunzehn Schicksalen. Berlin 2011 (New York 2009).

[15] Roger Chickering, Stig Förster (Hg.): Great War, Total War. Combat and Mobilization on the Western Front, 1914–1918. Cambridge 2000.

[16] Roger Chickering: Freiburg im Ersten Weltkrieg. Totaler Krieg und städtischer Alltag 1914–1918. Paderborn 2009.

[17] Daniel Marc Segesser: Der Erste Weltkrieg in globaler Perspektive. Mainz 32013 [12010], hat auf knappem Raum genau diesen Aspekt in den Vordergrund gestellt.

[18] Isabel Hull: A Scrap of Paper. Breaking and Making International Law during the Great War. Ithaca, N.J.: Cornell University Press, Mai 2014, Übersetzung der Verlagsankündigung.

[19]  Holger Afflerbach: Falkenhayn. Politisches Denken und Handeln im Kaiserreich. München 1994.

[20] Die Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle Bonn „Die Avantgarden im Kampf“ (November 2013–Februar 2014); dazu auch der gleichnamige Katalog, Köln 2013 weist einen ähnlichen, aber viel europäischeren Fokus auf.

[21] Gerd Krumeich, Gerhard Hirschfeld, Irina Renz (Hg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Paderborn 2003, 32014 (englisch: dies. (Hg.): Brill’s Encyclopedia oft the First World War. Leiden 2012, 2 Bände). – Stéphane Audoin-Rouzeau, Jean-Jacques Becker (Hg.): Encyclopédie de la Grande Guerre 1914–1918. Paris 2004.

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