„Sie teilten fluchend und starben teilend“
Das Pathos der Wahrheit in der russischen Blockadeliteratur
Abstract in English
Abstract
Die Leningrader Blockade steht – ähnlich wie der Holocaust – unter einem unausgesprochenen Fiktionalisierungsverbot. Jeweils gilt ein wirkungsmächtiger Genre-Imperativ: Wer über diese traumatischen Ereignisse schreibt, soll Zeugnis ablegen und nicht literarisch gestalten. Immer wieder betonen die Autoren, die „Wahrheit“ über die Blockade zu schreiben. Allerdings folgen sie selbst einem normativen Diskurs mit etablierten Pathosformeln. Eine alternative, kritische Schreibweise war nur in privaten Dokumenten möglich, die für einen engen Adressatenkreis bestimmt waren. Erst in jüngster Zeit entheroisieren Schriftsteller der Nachkriegsgeneration die Blockade.
(Osteuropa 8-9/2011, S. 265280)