Titelbild Osteuropa 7/2010

Aus Osteuropa 7/2010

Konjunkturen eines Mythos
Weinberg und der „Große Vaterländische Krieg“

Wolfgang Mende


Abstract in English

Abstract

Die Gewalterfahrungen des 20. Jahrhunderts sind ein zentrales Thema im Werk des sowjetischen Komponisten Mieczysław Weinberg. Weinbergs Umgang mit diesen Themen spiegelt die Entwicklung der sowjetischen Geschichtspolitik. Während des Großen Vaterländischen Kriegs schrieb er patriotische Werke zur Stärkung des Kampfwillens. Den Holocaust behandelte der Komponist polnisch-jüdischer Herkunft, dessen Familie von den Nationalsozialisten ermordet wurde, erst offen, als in den 1960er Jahren das über dieses Thema verhängte Tabu gelockert wurde. Als das Sowjetregime in der Brežnev-Ära das Gedenken an den Sieg zum Massenritual aufbaute, befasste sich auch Weinberg intensiv mit dem Krieg. Doch vermied Weinberg jede Geste dröhnenden Triumphes und richtete den Fokus auf das Leid und die Trauer.

(Osteuropa 7/2010, S. 41–66)