Von Lemberg nach L’viv
Gedächtniskonflikte in einer Stadt an der Grenze
Abstract in English
Abstract
Lemberg gehörte in seiner Geschichte zu verschiedenen Großreichen. Seine multiethnische Bevölkerung bestand vor allem aus Polen, Juden und Ukrainern. Westliche Historiker und Emigranten verklären die Stadt als multikulturelle Metropole. Tatsächlich war Lemberg immer – unter polnischer Herrschaft, unter NS-Besatzung, in der Sowjetunion und jetzt als Zentrum der Westukraine – Schauplatz einer aggressiven Macht- und Identitätspolitik, die jeweils Teile der Einwohner ausgrenzte. Eine differenzierte Aufarbeitung der Vergangenheit findet nicht statt. Die lokalen Eliten betreiben eine Erinnerungspolitik, in der fragwürdige Traditionen der ukrainischen Nationalbewegung heroisiert und Juden und Polen ein zweites Mal eliminiert werden.
(Osteuropa 6/2008, S. 211228)