Konflikte um Kurapaty
Geteilte Erinnerung im postsowjetischen Belarus
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Abstract
Belarus gehört zu den wenigen postkommunistischen Staaten, in denen sich die amtliche Geschichtsdeutung nicht mit der nationalen Konzeption der Geschichte deckt. Die Spaltung des belarussischen Geschichtsbildes in ein nationales und ein antinationales hat zu einer geteilten Erinnerungskultur in der Gesellschaft geführt. Dies zeigt der Konflikt um Kurapaty, einen Ort stalinistischer Massenerschießungen.
(Osteuropa 6/2008, S. 253266)
Volltext
Elena Temper·
Konflikte um Kurapaty
Geteilte Erinnerung im postsowjetischen Belarus
Belarus gehört zu den wenigen postkommunistischen Staaten, in denen sich die amtliche Geschichtsdeutung nicht mit der nationalen Konzeption der Geschichte deckt. Die Spaltung des belarussischen Geschichtsbildes in ein nationales und ein antinationales hat zu einer geteilten Erinnerungskultur in der Gesellschaft geführt. Dies zeigt der Konflikt um Kurapaty, einen Ort stalinistischer Massenerschießungen.
Das öffentliche Gedenken in Ostmittel- und Osteuropa differenziert sich seit 1989 je nach Nation aus. Dies geht mit einer (Re)Konstruktion nationaler Identitäten einher. Belarus stellt eine Ausnahme dar. Nach 1991 schien es so, als werde die belarussische Nationalgeschichte akzentuiert. Nach dem Machtantritt von Präsident Aljaksandr Lukašenka folgt die offizielle Geschichtspolitik anderen Prämissen. Nicht nur die Transformation des Landes, auch seine Geschichts- und Erinnerungspolitik sind sowjetzentriert. Belarus gehört zu den wenigen erinnerungskulturell zerrissenen Staaten in Europa, in denen antagonistische Geschichtsnarrative zur Spaltung der Gesellschaft beitragen.
Die historischen Jubiläen des Jahrs 2008 lassen sich nicht mit dem Geschichtsverständnis von Präsident Lukašenka in Einklang bringen. Am 25. März feierten Intellektuelle und Künstler, die zur belarussischen Opposition zählen, den 90. Jahrestag der Gründung des ersten belarussischen Staates, der Belarussischen Volksrepublik (Belaruskaja Narodnaja Rėspublika – BNR). Dieser unter dem Protektorat des untergehenden Wilhelminischen Deutschen Reiches gegründete Staat bestand nur von März bis Dezember 1918. Trotz ihrer Kurzlebigkeit besitzt die Belarussische Volksrepublik für die belarussische Unabhängigkeitsbewegung seit dem Ende der 1980er Jahre eine große Symbolkraft. Nach dem Vorbild der baltischen Volksfronten entstand am 19. Oktober 1988 das Organisationskomitee der Belarussischen Volksfront (Belaruski Narodny Front Adradžen’ne – BNF). Dies geschah zeitgleich mit der Gründung von Martyrolah Belarusi (Martyrium von Belarus), der ersten „Belarussischen gesellschaftlichen, historisch-pädagogischen Gesellschaft zur Erinnerung an die Opfer des Stalinismus“, die sich als das belarussische Gegenstück zur Moskauer Menschenrechts- und Geschichtsgesellschaft Memorial verstand.[1] Vorsitzender von Martyrolah Belarusi und der Volksfront Adradžen’ne wurde der Minsker Archäologe Zjanon Paz’njak.
Adradžen’ne (Wiedergeburt) ist die drittälteste unter den nationalen Organisationen der Ex-Sowjetrepubliken und als einzige bis heute aktiv.[2] Die Entstehung von Martyrolah und der Volksfront war eine direkte Reaktion auf die am 3. Juni 1988 erschienene Publikation von Zjanon Paznjak und Jaŭhen Šmyhalëŭ. In dieser beschrieben sie die von ihnen entdeckten Massengräber aus der Zeit des Stalin-Terrors im Waldgebiet Kurapaty bei Minsk.[3]
Dieses Ereignis erschütterte die belarussische Öffentlichkeit weit über die intellektuellen Kreise hinaus und rüttelte sie aus ihrer jahrzehntelangen Lethargie. Die Enthüllungen um Kurapaty wurden zum Fanal des demokratischen Aufbruchs in Belarus. Zusammen mit der Katastrophe von Tschernobyl (belarussisch: Čarnobyl’) avancierte Kurapaty zu einem der Kernelemente des antisowjetischen bzw. postsowjetischen Geschichtsbildes, beschleunigte die Delegitimierung des Sowjetsystems und diente als ein historisches Argument für die staatliche Unabhängigkeit von Belarus.
Ein Land – zwei Gesellschaften
Fast zwei Jahrzehnte nach der Unabhängigkeitserklärung ist es in Belarus nicht gelungen, verschiedene Gesellschaftskreise zu einer belarussischen Nation zu konsolidieren. Auf dem Territorium der Republik Belarus leben zwei Parallelgesellschaften mit eigenen Symbolen, Sprachen, Erinnerungskulturen und politischen Orientierungen. Obwohl sich beide Belarussen nennen, liegen diesem Verständnis unterschiedliche Konzeptionen zugrunde.
Es gibt zwar keine eindeutige Demarkationslinie, um die beiden Gruppen räumlich abzugrenzen, jedoch lebt in Belarus – ähnlich wie dies lange Zeit für die Ukraine galt – die Mehrheit der europäisch orientierten regierungskritischen Bevölkerung ebenfalls im Westen des Landes. Die demokratische Opposition sieht sich in der Tradition des Großfürstentums Litauen, jenes mittelalterlichen Staates, dessen Kernterritorium aus belarussischen Gebieten bestand, und fühlt sich der europäischen Tradition verbunden.
Dagegen identifiziert sich die Lukašenka-treue Mehrheit der belarussischen Gesellschaft über die Erinnerung an die Sowjetgesellschaft und insbesondere den Großen Vaterländischen Krieg als Geburtsstunde der modernen belarussischen Nation. Russland behält in dieser Sichtweise die sowjetische Rolle als der „große slawische Bruder“, obgleich die Union zwischen Belarus und Russland und der damit verbundene Verlust der staatlichen Unabhängigkeit selbst für die meisten von ihnen nicht mehr in Frage kommen.[4]
Die beiden geteilten Erinnerungsdiskurse beziehen sich zudem auf unterschiedliche Nationssymbole. Die nationaloppositionellen Eliten des Landes identifizieren sich mit dem mittelalterlichen Reiterwappen Pahonja und der weiß-rot-weißen Fahne, dagegen proklamieren die Sowjetnostalgiker ein typisch sowjetisches Emblem eingebettet in einen Ährenkranz und die rot-grüne Fahne mit einem weiß-roten Ornament an der Seite als die belarussischen Staatssymbole.[5]
Gravierende Unterschiede bestehen ebenfalls in der Feiertagssymbolik. Während die von restaurativ-sowjetischen Tendenzen geprägte belarussische Mehrheit den Tag der Großen Oktoberrevolution zelebriert und den Unabhängigkeitstag seit 1995 nicht – wie 1991 gesetzlich beschlossen – am 27. Juni, dem Tag der Unterzeichnung der Unabhängigkeiterklärung der BSSR von der Sowjetunion im Jahr 1990, sondern am 3. Juli, dem Tag der Befreiung von Minsk von der nationalsozialistischen Okkupation, begeht, entwickelte die belarussische Opposition ihren eigenen Feiertagskanon.[6] So wird der Unabhängigkeitstag am 25. März zur Erinnerung an die Gründung der Belarussischen Volksrepublik gefeiert und jedes Jahr am 29. Oktober, am Ahnentag Dzjady, der Opfer des Stalinismus gedacht.
Schließlich deutet die zeremonielle Inszenierung der Feiern auf konkurrierende kollektive Erinnerungskulturen hin. Die sowjetische Tradition aufwendiger Militärparaden bestimmt seit dem Regierungsantritt von Präsident Lukašenka den offiziellen Erinnerungsraum am Tag des Sieges. Die Veranstaltungen der demokratischen Opposition finden dagegen als friedliche Märsche oder Versammlungen zumeist unter weiß-rot-weißen Fahnen statt. Zum Abschluss jedes Zusammenkommens wird die religiöse Hymne der belarussischen Opposition Mahutny Boža (Allmächtiger Gott) gesungen.
Die staatlichen Denkmäler und Gedenkstätten bilden die offizielle kollektive Erinnerungskultur von Belarus, die durch die Kriegserfahrungen der Jahre 1941–1945 dominiert wird. Die Festung von Brest, das Museum des Großen Vaterländischen Krieges, der „Hügel des Ruhmes ‚Minsk – die Heldenstadt‘“, Chatyn’, „die Stalinlinie“ gehören zur üblichen Touristenroute.
Dabei bleibt das historische Gedächtnis selektiv. In der offiziellen Erinnerungskultur genießen Erzählungen vom heldenhaften „Partisanenkrieg“ eine zentrale Rolle. Doch die Tragik des Krieges bleibt hinter den Reden über den Heroismus verborgen. Weltweit sind die Orte der Massenvernichtung Auschwitz, Treblinka, Majdanek bekannt, aber nur wenige haben bis heute von Trostenez (Trascjanec) bei Minsk gehört – dem viertgrößten Vernichtungslager in Europa nach der Zahl der dort getöteten Menschen, überwiegend jüdischer Herkunft.[7]
„Vorsicht, die Türen schließen! Nächste Station – Leninplatz!“ hören die Passagiere der Minsker U-Bahn. Die Namen Oktoberplatz, Platz des Sieges, Proletarskaja, Moskovskaja, Pervomajskaja und der Stil der Haltestellen im sozialistischen Realismus vermitteln viel von der jüngsten belarussischen Geschichte. Die sowjetische Geschichte gehört in Belarus ähnlich wie in Russland und der Ukraine nicht der Vergangenheit an, sondern ist gegenwärtig und bestimmt die kulturelle Erinnerungslandschaft. Straßennamen künden von Revolutionären, Partisanenführern und Untergrundkämpfern. Sowjetische Feiertage werden bis heute gesetzlich begangen.
Vor dem Haus der Regierung, auf dem Platz der Unabhängigkeit grüßt der Führer des Proletariats Vladimir Il’ič (Ul’janov) Lenin. Gegenüber dem im stalinistischen „Zuckerbäckerstil“ erbauten Gebäude des Komitees für die Staatssicherheit befindet sich die Büste des „Eisernen Felix“ Dzeržinskij, des Gründers und Leiters der Geheimpolizei Čeka, die nach dem Vorbild der Terrorherrschaft während der Französischen Revolution die sogenannten Konterrevolutionäre mit allen Mitteln beseitigte, wobei sie oft den Schwerpunkt ihrer Außenwirkung auf Abschreckung statt auf Wahrheitsfindung legte.[8]
Während in allen anderen Nachfolgestaaten der UdSSR beinahe sämtliche Dzeržynskij-Denkmäler fielen – allen voran wurde das Denkmal in Moskau vor der Lubjanka, dem KGB-Gebäude, gestürzt –, weihten Präsident Lukašenka und die Leiter der Staatssicherheitsorgane und Sondereinheiten der GUS-Staaten im Oktober 2004 eine neue Dzeržinskij-Gedenkstätte in seiner Geburtsstadt Dsjaržynsk (früher Koŭdanaŭ) feierlich ein.[9] Auch ein über vier Kilometer langer Minsker Prospekt trägt den Namen des Čeka-Chefs. Ende Mai 2006 wurde auf dem Territorium der Militärakademie in Minsk ein weiteres Dzeržinskij-Denkmal errichtet, eine kleinere Kopie des Moskauer Denkmals.
Der staatliche Dzeržinskij-Kult in Belarus bedeutet zugleich die Verdrängung der Erinnerung an Tausende Opfer von Erschießungskommandos „des bewaffneten Arms der Diktatur des Proletariats“, wie die Bol’ševiki die Organe der Staatssicherheit nannten.
Kurapaty 1937 – Die „Straße in den Tod“
In unvergesslichen Weiten
Auf unzähligen Knochen
Der Menschheit zeigten wir
Den richtigen Schritt und den richtigen Weg.
Todar Kljaštorny[10]
1937, als überall in der Sowjetunion Feiern zum hundertsten Todestag Puškins stattfanden, ist zum Synonym für den „Großen Terror“ geworden, das sowjetische Pendant des Zivilisationsbruches.[11] Nachdem Nikolaj Ežov die Leitung des NKVD übernommen hatte, begannen ab September 1936 landesweite „Säuberungsaktionen“. In den folgenden zwei Jahren verhafteten die „Sicherheitsorgane“ mitten im Frieden etwa drei Millionen Menschen, von denen schätzungsweise eine Million größtenteils durch Erschießungskommandos hingerichtet wurden, teils in regulären Gefängnissen, teils in sogenannten „Exekutionslagern“. Solche Lager, meist größere Waldflächen, gab es überall in der Sowjetunion. Eins davon wurde 1988 im Waldgebiet Kurapaty, nordwestlich von Minsk entdeckt.
Hinrichtungsstätten dieser Art gab es auch in der Nähe anderer größerer Städte. Nach Befragungen von Augenzeugen gelang es bisher allein in Minsk und Umgebung fünf größere Stellen ausfindig zu machen, an denen während des Großen Terrors Zehntausende Menschen umgebracht wurden. Die ersten Funde gab es schon in den 1960er Jahren, als der Minsker Autobahnring, der direkt durch das Waldstück Kurapaty führt, gebaut wurde. Damals wurde das Verbrechen der deutschen Wehrmacht angelastet, die das Land von 1941 bis 1944 besetzt hatte und der Bevölkerung grausames Leiden zugefügt hatte.
Bei den Opfern habe es sich um Juden aus Hamburg gehandelt, die für Zwangsarbeiten nach Belarus gebracht und anschließend in Kurapaty getötet worden seien, hieß es. Die Sachlage schien klar und so wurde keine offizielle Ermittlung zur Aufklärung des Sachverhalts durchgeführt. Eilig wurden die Gebeine in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit LKWs weggebracht, der Straßenbau wurde fortgesetzt.[12]
Erst am 3. Juni 1988 veröffentlichte die populäre Zeitung Literatura i mastactva (Literatur und Kunst) den Artikel „Kurapaty – daroha smerci“ (Kurapaty – die Straße des Todes).[13] Die Autoren Paz’njak und Šmyhalëŭ, ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der BSSR und Leiter der Ausgrabungen, behaupteten, dass in Kurapaty Opfer der Stalinschen Repressionen zwischen dem Ende der 1930er/Anfang 1940er Jahre begraben seien.
Der Artikel fand ein enormes öffentliches Echo. Schon der Name Kurapaty ließ schaudern. Denn Kurapaty/Kurapatki bedeutet auch Rebhühner, Vögel, die zum Abschuss freigegeben sind. Deshalb gibt es im Belarussischen die Redewendung „Erschossen wie ein Rebhuhn“. Diese metaphorische Assoziation des Namens war für Paz’njak ausschlaggebend, seinen Artikel so zu betiteln, denn die ursprüngliche Bezeichnung des Gebietes war Brod. Der Name Kurapaty kam später, vermutlich erst nach dem Krieg.
Auf einem Territorium von etwa 30 Hektar wurden 510 Massengräber entdeckt, in denen vor allem Belarussen, aber auch Polen, Juden und Litauer verscharrt wurden. Die gefundenen Patronen und Hülsen konnten eindeutig den Revolvern vom Typ „Nahan“ und „TT“ zugeordnet werden. Beide Revolvertypen gehörten zur Standardausstattung der NKVD-Mitarbeiter. Den Angaben des ersten Strafermittlungsverfahrens unter der Leitung des Generalstaatsanwaltes der BSSR, Heorhij Tarnavskij, zufolge handelte es sich dabei um schätzungsweise 30 000 Opfer. Unterdessen wird die Zahl der Opfer auf 250 000 geschätzt.
Am Tag des Lenin-Komsomol und der zwanzigsten Jahrfeier der Oktoberrevolution wurden am 29. Oktober 1937 im Minsker NKVD-Gefängnis „Amerikanka“ mehr als 100 Menschen, darunter 22 belarussische und jüdische Literaten sowie 52 Vertreter der Intelligencija, erschossen.[14] Dieses Ereignis markierte den Anfang der Massenrepressionen in Belarus, von denen alle Bevölkerungsschichten betroffen waren. Am stärksten gerieten jedoch die belarussischen Bauern ins Visier der stalinistischen Vernichtungskommandos. Insgesamt wurden 65 Prozent der Landbevölkerung, 15 Prozent der Arbeiter, 5 Prozent der Intelligenz und ein Prozent der Geistlichen Opfer von Repressionen.[15] In offiziellen Statistiken wird die Zahl aller Opfer auf dem Territorium der BSSR mit 600 000 angegeben. Die unabhängigen Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass mehr als eine Million Menschen Opfer des Großen Terrors wurden, wobei ihre Familienangehörigen noch erfasst werden müssten.[16]
Im Zuge des am 14. Juni 1988 eingeleiteten Ermittlungsverfahrens zur Aufklärung des Verbrechens wurde festgestellt, dass die in Kurapaty gefundenen menschlichen Überreste nicht den von der deutschen Wehrmacht ermordeten Juden, sondern eindeutig den Opfern des stalinistischen Terrors zuzuordnen waren. In diesem Verfahren wurde erstmals in der sowjetischen Justizgeschichte der Staat mit Verbrechen seiner Sicherungsorgane konfrontiert.
Am 30. Oktober 1988 folgten etwa 10 000 Minsker Einwohner dem Aufruf der Belarussischen Volksfront (BNF) unter Zjanon Paz’njak und kamen mit weiß-rot-weißen Fahnen am Tag der traditionellen Ahnenfeier (Dzjady) zu einer Kundgebung nach Kurapaty, um der Opfer der kommunistischen Repressalien zu gedenken. Obwohl die Demonstration weitgehend friedlich verlief, wurden die Menschen von einer Armee aus Miliz und Sondereinheiten mit Gummiknüppeln und Tränengas auseinandergetrieben. Diese Aktion löste eine Welle der Empörung in der gesamten UdSSR aus.[17]
Kurapaty – ein Politikum
Kurapaty gab den Anstoß für eine Neubewertung der belarussischen Geschichte. Es wurde zum Symbol des Kampfes für ein unabgängiges Belarus, gegen das kommunistische Regime und wurde dabei selbst ein Politikum. Obwohl der Ministerrat der BSSR in seinem Beschluss „Über die Verewigung des Gedächtnisses der Opfer der Massenrepressalien 1937–1941 Jahre im Waldmassiv Kurapaty“ bereits am 18. Januar 1989 veranlasste, ein Denkmal zu errichten, ist dies bis heute nicht geschehen. Symbolisch wurde damals ein Monolith aufgestellt, an dessen Stelle, so heißt es auf dem Schriftzug, den Opfern der Massenrepressalien ein Denkmal erbaut werden sollte. Zwar steht der Name Kurapaty seit 1993 auf der offiziellen Liste des historischen und kulturellen Erbes der Republik Belarus als „Ort der Vernichtung der Opfer der politischen Repressalien der 1930–40er Jahre“. Doch alle Denkmäler, die sich in Kurapaty befinden, gehen auf private Initiativen verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen zurück.
Das Jahr 1993 ging in die belarussische Geschichte auch dadurch ein, dass der Oberste Sowjet der Republik Belarus in diesem Jahr den öffentlichen Status der im August 1991 verbotenen Kommunistischen Partei wiederherstellte. Seitdem schreitet die öffentliche Reanimation der sowjetischen Vergangenheit voran. Eine kritische Reflexion findet nicht statt.
In Lukašenkas Belarus gehört Kurapaty nicht zum amtlichen Erinnerungskanon. Geschichtslehrbücher enthalten keine Informationen dazu, offizielle Exkursionen gibt es nicht. Der Staatspräsident hat sich ebenfalls noch nicht nach Kurapaty verirrt. Bill Clinton bleibt bis heute der einzige Staatsmann, der im Januar 1994 bei seiner sechsstündigen Stippvisite eine Granitbank mit der Aufschrift „Vom Volk der Vereinigten Staaten von Amerika dem belarussischen Volk zum Gedenken“ errichtete und so der Opfer von Kurapaty gedachte. Bereits ein Dutzend Mal wurde die „Clinton-Bank“ zum Objekt des Vandalismus. Auch Gräber wurden auf der Suche nach Gold mehrmals ausgehoben und die von den Bürgern errichteten Kreuze geschändet. Kein einziges Mal gab es eine offizielle Strafverfolgung. Stattdessen wurden immer neue staatliche Untersuchungen der Erschießungen veranlasst, deren Ergebnisse nicht veröffentlicht werden.[18]
Als 2001 kurz vor der Präsidentschaftswahl die Entscheidung fiel, eine Autobahn zu erweitern, die unmittelbar an den Massengräbern von Kurapaty vorbei führen sollte, drohte die Situation zu eskalieren.[19] Acht Monate zelteten junge Belarussen, meist Mitglieder der oppositionellen Jugendorganisationen Malady Front und Zubr, in den Kieferwäldern am Rande des Denkmals. Die Demonstranten errichteten auf dem Gelände über hundert Kreuze und blockierten unter anderem die Baufahrzeuge, um die am Tag des zweiten Amtsantritts von Präsident Lukašenka begonnenen Bauarbeiten zu stoppen. Die Initiative wurde von der Christlich-Konservativen Partei – BNF, der Volksfront Adradžen’ne und Martyrolah Belarusi unterstützt.[20]
Eine Woche nach einem Solidaritätsbesuch polnischer Diplomaten kam es am 8. November, am Gedenktag der Großen Oktoberrevolution, zu schweren Ausschreitungen. Nahezu alle aufgestellten Holzkreuze wurden zerstört, Hundertschaften von Miliz und OMON-Spezialtruppen des Innenministeriums prügelten wahllos auf die Demonstranten ein. Danach gab es zahlreiche Anklagen, Gefängnis- und Geldstrafen gegen die Kurapaty-Aktivisten.
Die Niederschlagung der Kurapaty-Aktion am gesetzlichen Feiertag der Großen Oktoberrevolution zeigte eine drastische Wende der staatlichen Geschichtspolitik zurück zum sowjetischen Wertekanon. Ungeachtet des blutigen Protests und der öffentlichen Unterstützung durch alle oppositionellen Parteien, zahlreiche Schriftsteller, Historiker und prominente belarussische Intellektuelle wurden die Bauarbeiten fortgeführt.
Kurapaty – Denkmal und Symbol
„Erinnert euch!“ riefen die einen,
„Jetzt ist es aber genug!“ fanden die anderen.
Günter Grass[21]
Als eine öffentliche Antwort auf den Autobahnausbau entstand im Herbst 2001 eine Bürgerinitiative „Für die Rettung der Totenstätte in Kurapaty“ (Za ŭratavanne memaryjala Kurapaty). Der Initiative, die von mehr als dreißig gesellschaftlichen Organisationen und zahlreichen Vertretern der belarussischen Intelligenz unterstützt wurde, gelang es, eine öffentliche Debatte über die Errichtung einer Gedenkstätte anzustoßen.
Zwei Konzeptionen standen zur Diskussion. Das erste Konzept der „Jugend für den Schutz von Kurapaty“ und der „Initiative für die Rettung der Totenstätte in Kurapaty“ wurde am 19. Februar 2002 der Öffentlichkeit vorgestellt. Es sah zunächst vor, das Gelände von Kurapaty nach belarussischer Tradition der Totenbestattung zu umzäunen und ein Eingangstor zu errichten.[22] Den Mittelpunkt der zukünftigen Gedenkstätte sollte das bei der ersten Kundgebung am Ahnentag Dzjady 1989 zum Gedenken an die Stalinistischen Opfer errichtete sieben Meter hohe Kryž Pakuty (Kreuz des Leidens) bilden. Das Kreuz wurde bei seiner Errichtung von Priestern der vier größten Konfessionen in Belarus, der orthodoxen, katholischen, evangelischen und der unierten, zeremoniell geweiht. Ferner waren Kapellen verschiedener Konfessionen, ein Museum für die Opfer des Stalinismus sowie Informationsstätten außerhalb des Geländes geplant. Ein beabsichtigter Nebeneffekt war, so weitere Baumaßnahmen zu unterbinden.
Eine andere Konzeption, die vom belarussischen Friedenskomitee ausgearbeitet wurde, sah die Errichtung eines Mahnmals zum Gedenken an die Opfer der Repression vor. Das „Mahnmal des vergossenen Blutes“ in Form eines Hufeisens, das Verständigung, Glück und Versöhnung symbolisieren sollte, stieß jedoch auf heftige Kritik. Hufeisen heißt auf Belarussisch padkova ščasc’cja (Hufeisen des Glückes). Ein derart positiv konnotiertes Symbol konnte nach Meinung der Kritiker nicht für das Leiden der Opfer stehen.[23]
Zjanon Paz’njaks Vision von einem Kurapaty-Denkmal war eine Gedenkstätte, die die belarussischen Bürger selbst initiieren und finanzieren sollten. Angesichts der negativen Haltung der Regierung zu Kurapaty, so Paz’njak, sei ein amtlich verordnetes Denkmal den Opfern sowie der Bedeutung der Katastrophe in der kollektiven Erinnerung nicht angemessen.[24] Den Anfang für ein solches Narodny Memorial Belaruskaj Martyralëhii (Nationale Gedenkstätte des Belarussischen Martyriums) war bereits mit der kollektiven Errichtung des Kryž Pakuty knapp zwanzig Jahre zuvor gemacht. Am 29. Oktober 2000 organisierten die BNF und Adradžen’ne einen kilometerlangen „Kreuz“-Marsch durch Minsk nach Kurapaty. Jeder Teilnehmer trug ein selbstgemachtes mit einem weiß-rot-weißen Band umschlungenes Kreuz in der Hand. Anschließend wurden die Kreuze als die symbolische Sichtbarmachung der Erschossenen auf dem Gelände von Kurapaty errichtet. Die Zahl der Kreuze nahm jedes Jahr zu und sollte zu einem „Wald von Kreuzen“ (Paz’njak) wachsen. So würde eine lebendige Erinnerungsstätte für die Toten entstehen. Eine ähnliche Gedenkstätte, eine Kreuz-Landschaft im Entstehen, findet sich im polnischen orthodoxen Kloster Grabarka. Die dortige Holzkirche aus dem 18. Jahrhundert ist von zahllosen Kreuzen umgeben.[25]
Paz’njaks Projekt fand breite Zustimmung unter Kurapaty-Aktivisten. Zum einen lag es an seiner vergleichsweise einfachen Realisierbarkeit, zum anderen an der Idee eines Denkmals, das ständig entsteht, und an seiner symbolischen Funktion als Spiegel der Gesellschaft.[26]
Obwohl die Vertreter der wichtigsten Konfessionen von Belarus Kurapaty als einen Gedenkort der stalinistischen Massenrepressionen anerkannt hatten und dem „Kreuz des Leidens“ durch die Weihung eine sakrale Bedeutung verliehen, wurde es mehrmals Gegenstand von Schändungen. Im Land des „orthodoxen Atheisten“, wie sich Präsident Lukašenka selbst bezeichnet, gab es bis März 2008 trotz zahlreicher Bürgerproteste noch keine strafgerichtliche Verfolgung der Denkmalsschänder. Die Passivität der Behörden schien sogar gesetzlich begründet, denn laut Artikel 20 Punkt 2 des Gesetzes „Zum Schutz des historischen und kulturellen Erbes“ können die von Bürgern errichteten Gedenkzeichen nicht in die offizielle Liste des historischen und kulturellen Erbes aufgenommen werden, so der Stellvertretende Kulturminister von Belarus, Uladzimir Hrydzjuška, in einem Schreiben an Kurapaty-Aktivisten nach einem weiteren Akt von Vandalismus im Oktober 2007.[27]
Am 29. Oktober 2004 errichtete die Jüdische Gemeinde von Belarus ein Mahnmal zum Gedenken an die Opfer der Repression. Auf dem braunen Granitstein, dem einstigen Teil des Stalin-Denkmals, das in der Nacht vom 29. zum 30. Oktober 1962 in Minsk demontiert worden war, steht in Hebräisch und Belarussisch die Aufschrift: „Unseren Glaubensbrüdern – Juden, Christen und Muslimen – den Opfern des Stalinismus von den belarussischen Juden“.
Der David-Stern wurde seitdem mehrmals entfernt und der Gedenkstein mit neo-nazistischen Parolen sowie Hakenkreuzen beschmiert. Auch hier übten sich die Behörden in Gleichgültigkeit. Erst als am 12. März 2008 Unbekannte mehr als dreißig Kreuze demoliert hatten, leitete der Staatsanwalt des Bezirks Minsk ein erstes Strafverfahren wegen Vandalismus ein. Möglicherweise reagierten die Behörden diesmal unter dem Einfluss des vorangegangenen Gedenkjahres an die Opfer der stalinistischen Repressionen.
1937 – Gedenkjahr des Großen Terrors
2007 jährten sich zum siebzigsten Mal die tragischen Ereignisse von 1937, als der Stalin-Terror seinen Höhepunkt erreichte. Am 23. November 2006 wurde von der „Belarussischen Gesellschaft zum Schutz von historischen und kulturellen Denkmälern“ unter Vorsitz des Historikers und Totalitarismusforschers Ihar Kuznjacoŭ das „Organisationskomitee des Gedenkjahres an die Opfer der stalinistischen Repressionen“ (Arhkamitėt ŭšanavan’nja pamjaci achvjaraŭ stalinskich rėprėsijaŭ) gegründet. Der Vorschlag der Organisatoren, das Jahr 2007 zum offiziellen Gedenkjahr auszurufen sowie den 29. Oktober zum Gedenktag an die Opfer der stalinistischen Repressalien zu erklären, fand jedoch keinen Rückhalt in der belarussischen Regierung. Mehr als fünfzig Intellektuelle und zahlreiche gesellschaftliche Organisationen unterstützten dagegen diese Initiative.
Zum zentralen Ereignis des Gedenkjahres wurden die landesweiten Versammlungen an jedem 29. des Monats zum Gedenken an die Opfer der Repression, die an den jeweiligen Exekutionsstellen durchgeführt wurden. Außer in Kurapaty und im Minsker Park „Čaljuskincy“ fanden die Gedenkaktionen in Barysaŭ, Vilejka, Valožyn, Sluck, Bjaraza, Homel’, Mazyr und in vielen anderen Städten statt. Das Hauptanliegen dieser und anderer Aktivitäten war, die offizielle und gesellschaftliche Anerkennung der stalinistischen Verbrechen gegen die belarussische Bevölkerung als eines historischen Tatbestands zu erreichen.[28]
Über die Aktivitäten während des Gedenkjahres wurde im Newsletter Recha HULAHu (Das Echo des GULAG) berichtet, das einmal das Presseorgan der in den 1990er Jahren tätigen Organisation Belaruskaja asacijacyi achvjaraŭ palityčnych rėprėsij (Belarussische Assoziation der Opfer von politischen Repressionen) gewesen war. Insgesamt erschienen sieben Ausgaben, die an Museen, Schulen, Zeitungsredaktionen, Bibliotheken und gesellschaftliche Organisationen aller Couleur verteilt wurden.
Im Gedenkjahr erschien ein gut recherchierter Sammelband belarussischer und ausländischer Autoren zur „Repressiven Politik der Sowjetmacht in Belarus“.[29] In dem dreibändigen Werk mit 60 Beiträgen von 35 Autoren aus Belarus, Israel und Russland, das von Memorial herausgegeben wurde, werden die Geschichte totalitärer Herrschaft in Belarus und die Entwicklung nach Stalins Tod am 5. März 1953 untersucht. Die Bücher enthalten Memoiren, biographische Dokumente und andere Quellen über das tragische Schicksal von Aktivisten der belarussischen Nationalbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts.
Zu einem herausragenden Ereignis gehörten die am 16. Juni 2007 in acht ex-kommunistischen Ländern – in Belarus, Lettland, Litauen, Estland, Albanien, Makedonien, der Slowakei und der Ukraine – parallel durchgeführten Konferenzen „Kommunismus vor das internationale Tribunal“. Die Tagungsbeiträge, darunter auch sieben von belarussischen Historikern, sollen in einem englischsprachigen Sammelband veröffentlicht werden.[30] Die Initiative zu dieser Veranstaltung kam aus Litauen, wo bereits 2000 eine ähnliche Konferenz stattgefunden hatte. Ungeachtet einiger Schwierigkeiten fand die belarussische Konferenz am Sitz der Belarussischen Volksfront statt. Der Schwerpunkt der Minsker Tagung lag auf dem Großen Terror. Belarussische Intellektuelle, darunter die Historiker Leanid Lyč, Uladzimer Konan und Ėmanuil Iofe, präsentierten der Öffentlichkeit neue Erkenntnisse und wissenschaftliche Publikationen.[31]
Im Gedenkjahr wurden an Orten der Massenerschießungen zahlreiche Gedenktafeln angebracht und Denkmäler aufgestellt. Die Initiative ging vom „Organisationskomitee zur Verewigung des Gedenkens an die Opfer des Stalinismus“ und der „Belarussischen Assoziation der Opfer von politischen Repressionen“ aus. Die staatlichen Autoritäten übten sich dagegen in Ignoranz, wobei die Aktionen auf lokaler Ebene häufig gestört bzw. nicht genehmigt wurden.[32] Nach achtzehnjährigem Warten auf ein Denkmal in Kurapaty beschloss das Organisationskomitee auf dem Monolith von Kurapaty den Schriftzug „Den Opfern des Stalinismus“ (Achvjaram stalinismu) einzumeißeln. Damit wurde der bisherige Text auf der Gedenktafel „Den Opfern der Repressalien von 1937–1941“ konkretisiert.
Bereits 1990 entstand mit Daroha na Kurapaty (Der Weg nach Kurapaty) der erste Dokumentarfilm über Kurapaty. Der Film von Regisseur Michail Ždanoŭski und Drehbuchautor Aljaksandr Lukašuk wurde 1994 mit dem höchsten staatlichen Preis ausgezeichnet. Einer breiten Öffentlichkeit ist er jedoch unbekannt, denn bislang war seine Ausstrahlung im Staatsfernsehen untersagt. Für seine zweite Dokumentation über Kurapaty Va ŭse dni (An allen Tagen) erhielt Ždanoŭski den Ersten Preis beim diesjährigen „IV. internationalen katholischen Festival christlicher Filme und Fernsehprogramme ‚Magnifikat-2008‘“ (IV mižnarodny katalicki festyval’ chryscijanskich fil’maŭ i tėleprahram „Mahnifikat-2008“).[33] Der Film handelt vom Ikonenmaler Anatol’ Kuznjazoŭ, der in Kurapaty Steine mit Bildnissen versieht und auf diese Weise die Getöteten in Erinnerung ruft.
Die Organisatoren und Teilnehmer der Veranstaltungen zum Gedenkjahr fassten ihre Vorschläge in einem Schreiben an die belarussische Regierung zusammen. Darin forderten sie, Informationen über die Orte der Massenerschießungen zwischen 1920 und 1950 zugänglich zu machen, die Namen aller Opfer zu veröffentlichen sowie eine zentrale Datenbank zu erstellen, die die Namen aller Personen enthält, die in diesen Jahrzehnten in Belarus Opfer von Repressionen geworden waren. Wissenschaftler sollten freien Zugang zu den Archiven des KGB und des Innenministerium (MVD) erhalten. Schließlich verlangten sie, dass der Beschluss des Ministerrats der BSSR von 1989, in Kurapaty ein Denkmal zu errichten, endlich realisiert werde.[34] Die belarussische Regierung hüllt sich bislang in Schweigen, ob sie auf diese Forderungen einzugehen gedenkt.
Vom Nutzen und Nachteil der historischen Erinnerung in Belarus
Das gemeinsame historische Erbe als die einigende Komponente einer Nation erfährt in der kollektiven Erinnerung seine „höchste Wertschätzung“, so der französische Philosoph und Historiker Ernst Renan.[35] Die Erinnerung an ein gemeinsames Leiden besitze jedoch weitaus größeres einigendes Potential als die Erinnerung an Freude und Triumphe, denn „sie erlegt Pflichten auf“ und „gebietet gemeinsame Anstrengungen“.[36] Solche gemeinsamen Leidenserfahrungen sowie die mit ihnen verbundenen „Pflichten“ und „Anstrengungen“ haben allerdings in Belarus nicht zur Bildung einer modernen Nation und zu ihrer Konsolidierung beigetragen.
Die Geschichte ist für alle Akteure in der belarussischen Arena aus Gesellschaft und Politik zum größten Reservoir im politischen Streit geworden. Lukašenkas Meistererzählung basiert weiterhin auf dem Mythos von „Belarus als eine Partisanenrepublik“ und der herausragenden Rolle der belarussischen Soldaten im Großen Vaterländischen Krieg der Sowjetunion. Daraus rekrutieren sich alle kommunistischen Parteigrößen, darauf gründen die staatlichen Gedenkfeiern und Denkmäler. Das sowjetische Erbe wird hochgehalten, wobei die Legendenbildung die Fakten überwiegt.[37] Die offizielle Lesart der sowjetischen Geschichte überspringt die unangenehmen Seiten, ohne sie zu leugnen.
Im Bezug auf die Periode des Stalinismus beruft sich Lukašenka auf andere historische Ereignisse wie die Französische Revolution und versucht unter Verweis auf deren gewaltsamen Charakter das Ausmaß der stalinistischen Verbrechen zu relativieren. Während in anderen postkommunistischen Ländern die kritische Aufarbeitung der Vergangenheit eingesetzt hat, die sich in der wissenschaftlichen Forschung sowie der Musealisierung der kommunistischen Vergangenheit äußert, wird im postsowjetischen Belarus fünfzig Jahre nach Stalins Tod dessen Mythos als „Vater der Sowjetnation“ wiederbelebt.[38] Seit die Minsker Forschergruppe des Instituts für Geschichte an der Nationalen Akademie der Wissenschaften 1996 ihre Arbeit zum Thema stalinistische Repressionen in Belarus beenden musste, existiert auf staatlicher Ebene keine Institution mehr, die sich mit dem Problem beschäftigt. Im Gegenteil: Das Thema Stalinismus als ein historisches Phänomen ist aus den Geschichtsbüchern und aus dem Forschungsfeld verschwunden.
Die Errichtung der Gedenkstätte Linija Stalina (Die Stalinlinie) 2005 in Saslav’e, Lukašenkas Bezeichnung von Lenin und Stalin als „Symbole des belarussischen Volkes“ anlässlich der Eröffnung der neuen Nationalbibliothek 2006 und die Ausstrahlung des Stalin-Filmes „Generalissimus“ im staatlichen Fernsehen machen deutlich, welche erinnerungskulturellen Werte der offiziellen belarussischen Politik zugrunde liegen. Was die Kontroverse um Kurapaty und die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit betrifft, ist vom Lukašenka-Regime in naher Zukunft kaum ein Umdenken zu erwarten. Folglich wird es nicht zu einem Konsens in der belarussischen Gesellschaft kommen. Es ist offensichtlich, dass die oppositionellen Eliten des Landes auf der einen Seite und die sowjetisch geprägte regierungstreue Mehrheit auf der anderen nicht die gleichen Opfer gebracht haben, über die sie sich als eine große Solidargemeinschaft definieren könnten. Und so dürfte der amerikanische Historiker Grigory Ioffe auch weiterhin Recht behalten: „Belarus: ein Staat, aber noch keine Nation.“[39]
· Elena Temper (1974), M.A., promoviert über „Staatssymbolik, Regimewechsel und (De)Konstruktion(en) der Nation in Belarus nach 1990“, Universität Leipzig
[1] Zu den Gründern von Martyrolah Belarusi gehörten Intellektuelle wie Vasil’ Bykaŭ, Aleh Belaussaŭ, Michail Dubjanecki, Sjarhej Hrachoŭski. Zur Entstehung von Martyrolah und BNF zuletzt : Sjarhej Navumčyk: Sem hadoŭ Adradžennja. Frahmenty najnoŭšaj belaruskaj historyi (1988–1985). Prag 2006, S. 11. Zur belarussischen Wiedergeburtsbewegung Ende der 1980er Jan Zaprudnik: Byelorussian Reawakening, in: Problems of Communism, 4/1989, S. 36–52. – Astrid Sahm: Von der BSSR zur Republik Weißrußland – Belarus (1988–2001), in: Dietrich Beyrau, Rainer Lindner (Hg.): Handbuch der Geschichte Weißrußlands. Göttingen 2001, S. 178‑199. – Dies.: Die weißrussische Nationalbewegung nach der Katastrophe von Tschernobyl (1986–1991). Münster 1994.
[2] 1999 spaltete sich die Belarussische Volksfront (BNF) in einen christlich-konservativen und einen liberalen Flügel; Paz’njak wurde Vorsitzender der Christlich-Konservativen Partei-BNF.
[3] Kurapaty – daroha smerci, in: Literatura i mastactva, 3.6.1988.
[4] Aleh Manaeŭ: Langer Marsch – bloß wohin? Integrationsvorstellungen im Wandel, in: Konturen und Kontraste. Belarus sucht sein Gesicht. Berlin 2004 [= Osteuropa, 2/2004], S. 228–238.
[5] Zu den belarussischen Staatssymbolen siehe Dmitri Semuschin: Wappen und Staatssymbolik der Weißrussen vom Mittelalter bis in die Gegenwart, in: Beyrau, Lindner, Handbuch [Fn. 1], S. 49–69. – Dazu auch Staatssymbolik und Geschichtskultur [= Osteuropa, 7/2003], hier Einschub, Abb. 48–57.
[6] Das Datum wurde durch das umstrittene Referendum vom 14. Mai 1995 geändert. Das Referendum fand parallel zum ersten Wahlgang der Parlamentswahlen statt. Durch das von Präsident Lukašenka initiierte Plebiszit wurden Russisch zur zweiten Staatssprache, die etwas modifizierten sowjetischen Staatssymbole eingeführt sowie die wirtschaftliche Annäherung an Russland und die Erweiterung der präsidialen Vollmachten beschlossen.
[7] Evhenij Cumarov: Trostenec: Polveka bespamjatstva, in: Ihar Kuznecov, Jakaŭ Basin: Belarus’ u XX stahoddze. Vypusk 3. [o.O.] 2004. – Das Buch ist online zugänglich: <homoliber.org> – Ihor’ Kuznecov: Pravda o Trostence, in: Repressivnaja politika Sovetskoj vlasti v Belarusi. Sbornik naučnych rabot, 3/2007; <http://homoliber.org/rp0703.html>.
[8] Die Čeka wurde 1922 in die Politische Hauptverwaltung GPU (Glavnoe Političeskoe Upravlenie), die eine Staatspolizei in der Sowjetunion war und zum Innenministerium gehörte, umstrukturiert. Die Behörde existierte bis 1954 und war die Vorgängerin des KGB.
[9] 2004 wurde auch in Russland, in Dzeržinsk nahe Nižnij Novgorod, ein neues Dzeržinskij-Denkmal, errichtet. Es ist eine Kopie der Lubjanka-Variante und ersetzt ein 2003 eingestürztes Monument.
[10] Todar Kljaštorny war ein bekannter belarussischer Schriftsteller und Übersetzer. Er wurde am 29. Oktober 1937 im NKVD-Gefängnis in Minsk erschossen.
[11] Der Begriff „Zivilisationsbruch“ geht auf Dan Diner zurück; dazu: Dan Diner (Hg.): Zivilisationsbruch. Denken nach Auschwitz. Frankfurt/Main 1988, S. 7–13. – Ders.: Den Zivilisationsbruch erinnern. Über die Entstehung und Geltung eines Begriffs, in: Heidemarie Uhl (Hg.): Zivilisationsbruch und Gedächtniskultur. Das 20. Jahrhundert in der Erinnerung des beginnenden 21. Jahrhunderts. Innsbruck u.a. 2003, S. 17–35. – Wolfgang Kissel: Der Zivilisationsbruch als Kategorie der russischen Kultur- und Literaturgeschichte, in: Eckart Goebel, Wolfgang Klein (Hg.): Literaturforschung heute. Berlin 1999, S. 153–165. – Zum Thema Stalinismus vgl. auch (in nur exemplarischer Auswahl): Manfred Hildermeier: „Stalinismus und Terror“, in: Osteuropa, 6/2000, S. 593–605. – Terry Martin: Terror gegen Nationen in der Sowjetunion, in: ebd., S. 606–616. – Mikola Iwanou: Terror, Deportation, Genozid: Demographische Veränderungen in Weißrußland im 20. Jahrhundert, in: Beyrau, Lindner, Handbuch [Fn. 1], S. 392–408. – Rainer Lindner: Der „Genozid“ im kulturellen Gedächtnis der Ukraine und Weißrußlands. Vernichtungstraumata in sowjetischer und nachsowjetischer Zeit, in: Forum für Osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte, 2/2003, S. 109–151. – Jörg Baberowski: Der rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus. München 2003. – Memorial: Das Jahr 1937 und die Gegenwart. Thesen von Memorial, in: Das Lager schreiben. Varlam Šalamov und die Aufarbeitung des Gulag. Berlin 2007 [= Osteuropa, 6/2007], S. 387–394.
[12] Z Kurapataŭ bačny cen’ Lucypara nad Belarussju, in: Belarus’ – naša zjamlja;
<http://nashaziamlia.org/2006/04/12/33/>.
[13] Kurapaty – daroha smerci, in: Literatura i mastactva, 3.6.1988. – Z. Paz’njak, J. Šmyhalëŭ, A. Ioŭ: Kurapaty. Mensk 1994. – Uladzimer Adamuška: Palityčnyja rėprėsii 20-50-ych hadoŭ na Belarusi. Minsk 1994, S. 12ff. – H. Tarnavskij, V. Sobolev, E. Horelik: Kuropaty – sledstvie prodolžaetsja. Minsk 1990. Neuste Ereignisse, Artikel, Fotos zu Kurapaty unter: <www.kurapaty.org/>.
[14] Zu den Opfern der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 1937: Leanid Marakoŭ: Achvjary i karniki. Mensk 2007, S. 3–91. Das Buch besteht aus drei Teilen. Der erste widmet sich den Opfern dieser Nacht. Im zweiten Teil sind die Namen der zwischen August 1937 und November 1938 im sogenannten „blutigen Tunnel des Todes“ (Kravavy tunėl’ smerci) im Minsker NKVD-Gefängnis erschossenen Menschen verzeichnet. Der letzte Teil besteht aus Informationen über die Vollstrecker der Todesbefehle. – Marakoŭs einzigartige Enzyklopädie in zehn Bänden (insgesamt 15 Bücher) gibt detaillierte Auskunft über die Biographien von über 6000 Opfern unter der belarussischen Intelligenz. – Ders.: Rėprėsavanyja litaratynavukoŭcy, rabotniki asvety, hramadzkija i kul’turnyja dzejačy Belarusi. Ėnzyklapedyčny davednik u 10 tamach. (T. 1, T. 2). Smalensk 2001; T. 3 (1), Mensk 2003 und T. 3(2), Mensk 2004. – Ders.: Rėprėsavanyja litaratynavukoŭcy, rabotniki asvety, hramadzkija i kul’turnyja dzejačy Belarusi. Ėnzyklapedyčny davednik u 10 tamach. T. 4 (Kniha 1 i 2): Rėprėsavanyja nastaŭniki Belarusi, 1917–1954. Mensk 2007. Hier werden Lehrer vorgestellt, die zwischen 1917 und 1954 Opfer der Repression wurden. – Ders.: Rėprėsavanyja litaratynavukoŭcy, rabotniki asvety, hramadzkija i kul’turnyja dzejačy Belarusi. Ėnzyklapedyčny davednik u 10 tamach. T. 5: Rėprėsavanyja medycynskija i vetėrynarnyja rabotniki Belarusi. 1917–1960. In dieser sich im Druck befindliche Enzyklopädie sind die Namen der Mediziner und Veterinärmediziner zusammengestellt, die zwischen 1917 und 1960 Opfer der Repression wurden. – In seinem enzyklopädischen Wörterbuch in zwei Bänden nennte Marakoŭ die Namen von knapp dreitausend Geistlichen, die zwischen 1917–1967 den Repressionen zum Opfer fielen. – Ders.: Rėprėsavanyja pravaslaŭnyja svjaščėnna- i carkoŭnaslužyceli Belarusi. 1917–1967. Mensk 2007. – Igor’ Kuznecov: Zasekrečennye tragedii sovetskoj istorii. Rostov-na-Donu 2007. – Aljaksandar Lukašuk: „Za kipučaj čėkistkaj rabotaj“: Z žic’cja kataŭ. Mensk 1997.
[15] Bei den Opfern handelt es sich sowohl um Erschossene als auch um Unterdrückte belarussische Bürger; vgl.: Uroki prošlogo: Zaveršilis’ obščestvennye slušanija „Prestuplenija stalinisma v Belarusi“; <http://news.open.by/333/2006-10-27/21023/>. – Belarus gedenkt der Opfer stalinistischer Repressionen, in: BelarusNews. de; <http://www.belarusnews.de/de/sozial/belarus/
[16] Igor’ Kuznecov: Repressii na Belarusi v 1920–1940-e hh, in: ders. (Hg.): Repressivnaja politika sovetskoj vlasti v Belarusi, Bd. 2. Minsk 2007. S. 5–15.
[17] Zu den Ereignissen in Kurapaty: David R. Marples: Kuropaty: The Investigation of a Stalinistic Historical Controversy, in: Slavic Review, 2/1994, S. 513–523. – Zu den Folgen: Astrid Sahm: Transformation im Schatten von Tschernobyl. Umwelt- und Energiepolitik im gesellschaftlichen Wandel von Belarus und der Ukraine. Münster 1999, S. 71.
[18] Die Untersuchungen sollten beweisen, dass es sich bei den Getöteten um Opfer der deutschen Okkupation handelt; vgl.: Adam Zaleski: …I vse-taki fašisty, in: Tovarišč, 19.1.1996; <http:/katyn.ru/. – Ders.: Stalin i kovarstvo ego političeskich protivnikov. Minsk 2002. – Vsë li my znaem o Kurapatach? In: Respublika, 1.2.1996. – Pljaksi vokrug Kuropatskich mogil, in. Chartyja’97; <http:/charter97.org/bel/news/2002.
[19] Weißrusslands Regierung lässt nahe der Hauptstadt eine Autobahn ausbauen – auf den Leichen von Stalin-Opfern, in: taz, 23.11.2001, S. 11.
[20] Kurapaty – nasha bol’, nash pamjac’, nasha tryvoha, in: Narodnaja volja, 10.10.2001. – Zjanon Paz’njak: Novae stahodze. Waršawa 2002, S. 93–96.
[21] Günter Grass: Ich erinnere mich … Rede im Rahmen der Litauisch-deutsch-polnischen Gespräche über die Zukunft der Erinnerung, in: Günter Grass, Czeslaw Milosz, Wislawa Szymborska, Tomas Venclova: Die Zukunft der Erinnerung. Göttingen 2001, S. 27–34, hier S. 33.
[22] Predložena konzepzia Kuropat, in: Belorusy i rynok, 25.2.2002.
[23] Z Kurapataŭ bačny cen’ Lucypara nad Belarussju, in: Belarus’ – naša zjamlja;
<http://nashaziamlia.org/2006/04/12/33/>.
[24] Kurapaty – nasha bol’ [Fn. 20]. – Paz’njak, Novae stahodze [Fn. 20], S. 93–96.
[25] Jedes Jahr am 19. August, dem orthodoxen Fest der Verklärung Christi, kommen Tausende Pilger aus Polen, der Ukraine und Belarus’ hierher, um ihr Glaubensbekenntnis zu erneuern, und bringen kleine und große Kreuze mit, in die ihre Wünsche eingeritzt sind.
[26] Zjanon Paz’njak: Narodny memaryjal Kurapaty;
<http://kurapaty.org//index.php?option=com_content&task=view&id=41&Itemid=1>.
[27] Ministėrstva kul’tury: U Kurapatach njama historyka-kul’turnych pomnjkaŭ, in: NN.by, 21.11.2007; <http://pahonia.org/str/2007-11/405.htm>.
[28] Auf der Basis der Materialien zum „Jahr des Gedenkens“ erschien eine Sammelpublikation: „Pakajan’ne – zlačynstva kamunistyčnaha rėžymu i antytatalitarny supraciŭ: das’ledvan’ni, dakumenty, s’vedčan’ni“; <http://represii-by.info/index.php?dn=info&pa=supraciu>. Diese Internetseite ist das Projekt der Partei „Belarussische Christliche Demokratie“ Pakajan’ne (Reue). Hier sind Informationen, Materialien, Fotos und Multimediadokumente zu kommunistischen Repressionen in Belarus zusammengestellt.
[29] Igor’ Kuznecov, Jakov Basin (Hg.): Represivnaja politika sovetskoj vlasti v Belarusi. Minsk 2007.
[30] Kamunism pad trybunal; <www.charter97.org/bel/news/2007/06/15/tribunal>.
[31] Vgl. Igor’ Kuznecov: Zasekrečennye tragedii sovetskoj istorii. Rostov-na-Donu 2007. – Ders.(Hg.): Belarus’ v XX stolet’e und Repressivnaja politika sovetskoj vlasti v Belarusi; unter: <homoliber.org, kamunikat.org und pakutniki.narod.org>. – Vorgelegt wurde eine DVD-Dokumentation: „Rėprėsii na Belarusi. 1937–2007. Pakajan’ne“. Darauf sind die Filme „Daroha na Kurapaty“ (1988) und Pavel Šeremet „Dzikae paljavanne-II“ (2000) sowie die Bücher von I. Kuznecov: Zasekrečennye tragedii sovetskoj istori; Z. Paz’njak (Hg.): Kurapaty; F. Aljachovič: U kipcjurach GPU; A. Lukašuk: Za kipučaj čėkisckaj rabotaj; V. Bykaŭ: Žoŭty pjasočak. – In der Reihe Belaruski knihazbor sind Werke des Schriftstellers Sjarhej Hrahoŭski (1913–2002) erschienen. In Gedichten und autobiographischen Essays beschreibt er seine Jahre als GULAG-Häftling (1936–1946); Sjarhej Hrahoŭski: Zona maŭčannja, in: ders.: Vybranyja tvory. in: Belaruski knhazbor, T. 37. Minsk 2007.
[32] Bislang sind in Belarus 80 Gedenktafeln angebracht worden. 27 befinden sich im Verwaltungsbezirk (Voblasc’) Minsk, weitere neun an Erschießungsstellen in Minsk. Die übrigen Denkmäler befinden sich an Orten der Massentötungen in den Bezirken Hrodna (17), Brėst (11), Vicebsk (8), Mahilëŭ (6) und Homel’ (2): Jak zachavac’ pamjac’ pra rėprėsii? In: Bjuletėn’ arhkamitėta Hoda Pamjaci „Recha HULAHu“, 3/2007;
<http:/represii-by.info/index.php?dn=articly>.
[33] Fil’m pra Kurapaty atrymaŭ Hran-pry „Mahnifikatu“, –
<www.nn.by/index.php?c=ar&i=17919>.
[34] Zaveršilis’ obsčestvennye slušanija „Prestuplenija stalinisma v Belarusi“;
<http://pda.news.by/333/2006-10-27/21023/>.
[35] Ernst Renan: Was ist eine Nation? In: ders: Was ist eine Nation? Hamburg 1996, S. 34–35.
[36] Ebd., S. 35.
[37] Bernhard Chiari: Alltag hinter der Front. Besatzung, Kollaboration und Widerstand in Weißrußland 1941–1944. Düsseldorf 1998. – Ders.: Die Kriegsgesellschaft. Weißrußland im Zweiten Weltkrieg (1939–1944), in: Beyrau, Lindner, Handbuch [Fn. 1], S. 408–426.
[38] Für den anderen Umgang mit der kommunistischen Vergangenheit vgl. exemplarisch die Okkupationsmuseen in Riga und Tallinn, das Genozidmuseum in Vilnius, das Kommunismus-Museum SocLand und das Zentrum KARTA in Warschau, das Haus des Terrors in Budapest, die rumänische Gedenkstätte in Sighet, das Museum des Kommunismus in Prag; Stefan Troebst: „Was für ein Teppich?“ Postkommunistische Erinnerungskulturen in Ost(mittel)europa, in: Volkhard Knigge, Ulrich Mählert (Hg.): Der Kommunismus im Museum. Formen der Auseinandersetzung in Deutschland und Ostmitteleuropa. Köln 2005, S. 31–54.
[39] Hryhory Ėfė: Belarus’: dzjaržava, ale jaščė nja nacyja, in: Arche, 4/2007, S. 116–121.
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