Der Spion, der keiner war
Der Fall Sutjagin ist nicht beendet
Abstract
Im Sommer 2004 wurde der russische Physiker und Historiker Igor’ Sutjagin wegen angeblichen „Landesverrats in Form von Spionage“ zu 15 Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Zu diesem Zeitpunkt saß er bereits fünf Jahre in Rußland in Untersuchungshaft. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Amerika-Instituts beschäftigte er sich mit Rußlands strategischer Nuklearrüstung und Problemen der Nonproliferation. Der Autor des Beitrags, Grigorij Pas’ko, der selbst als „Spion“ verurteilt worden war, sieht in dem Spionagevorwurf eine Erfindung des Geheimdienstes FSB. Er rekonstruiert den Fall und seine juristischen Mängel und ordnet ihn in Rußlands politische Entwicklung unter Putin ein: Der Fall Sutjagin ist Teil eines autoritären Roll back, in der gesellschaftliche Errungenschaften aus den Zeiten der Perestrojka beschnitten werden.
(Osteuropa 1/2005, S. 91102)