NaGłos und Struktury Trzecie
Gesprochene Zeitschriften im polnischen Untergrund
Abstract
Der unabhängige Kulturbetrieb in Polen brachte in den 1980er Jahren eine eigenwillige Kommunikationsform hervor, welche die staatliche Zensur auf listige Weise unterlief. In Krakau und in Posen fanden unter dem Schutz der katholischen Kirche und im universitären Raum Lesungen mit Autoren statt, die seit den späten 1970er Jahren in Untergrundund in Exilverlagen wie auch in den zahlreichen Zeitschriften des Zweiten Umlaufs meist unter Pseudonym veröffentlichten. Ihre in „Laut“ (na głos) und in „Dritte Strukturen“ (struktury trzecie) vorgetragenen Texte wurden unmittelbar nach den Lesungen gedruckt, ohne daß die staatlichen Zensoren eingreifen konnten. Die Redakteure dieser gesprochenen Literaturzeitschriften begründeten gemeinsam mit den lesenden Akteuren einen Kommunikationsraum zwischen unterschiedlichen Kulturbereichen. Sie schufen damit auch die Grundlage für die Durchbrechung des staatlichen Publikationsmonopols in der Endphase des kommunistischen Regimes.
(Osteuropa 11/2004, S. 87143)