Zwischen Superpräsidentialismus und Staatsfeminismus
Frauen in den Parlamenten Rußlands und Litauens
Susanne Kraatz, Alina Žvinklienė
Abstract
Die Voraussetzungen, das gemeinsame russisch zarisch-sowjetische Erbe auch in der Geschlechterpolitik zu überwinden, scheinen für den EU-Beitrittskandidaten Litauen günstiger als für die gefährdete Demokratie Rußlands. Dennoch hat sich die Repräsentation von Frauen auffallend parallel entwickelt. Zwar hat es in beiden Ländern einen zivilgesellschaftlichen und staatlichen Neuanfang in der Geschlechterpolitik gegeben, doch waren seiner Wirksamkeit durch die umfassenden gesellschaftlichen Probleme, die Diskreditierung des Feminismus und den Anpassungsdruck für Parlamentarierinnen ebenso Grenzen gesetzt wie durch eine schwache Institutionalisierung des Parteiensystems und die zunehmende Informalisierung des Politischen. Kurzfristige Aufwärtsbewegungen hingen jeweils allein mit dem Wahlerfolg einer Partei zusammen. Die Chancen und die Hindernisse für die politische Partizipation von Frauen sind damit teilweise sehr ähnlich, teilweise ganz anders als in etablierten westlichen Demokratien. Entscheidend sind dabei das Gewicht der politischen Institutionen sowie der Kontext, in dem sie wirken.
(Osteuropa 5/2003, S. 647661)