Titelbild Osteuropa 5/2003

Aus Osteuropa 5/2003

Kulturelles Gedächtnis, neue Diskurse
Zwei russische Filme über die Kriege in Tschetschenien

Christine Engel

Abstract

Die Filme Gefangen im Kaukasus und Krieg setzen sich beide mit dem Krieg in Tschetschenien auseinander. Sie stützen sich auf historische russische Diskurslinien über den Kaukasus und seine Bewohner, wie sie von Sentimentalismus, Romantik und Realismus geformt wurden, und greifen dabei auf das Motiv des Gefangenen im Kaukasus zurück. Der Bezug zur aktuellen Situation wird in den Filmen vor allem durch Verschiebungen dieser Diskurse und der darin enthaltenen Bewertungen hergestellt. Bodrov spricht im Sinne Lev Tolstojs einer Deeskalation der Leidenschaften das Wort. Balabanov dagegen emotionalisiert den Konflikt, indem er zusätzlich Heldenmythen des sozialistischen Realismus und bekannte Stereotype eines kulturellen Gegensatzes zwischen Rußland und Westeuropa aktiviert.

(Osteuropa 5/2003, S. 604–617)