Titelbild Osteuropa 4/2003

Aus Osteuropa 4/2003

Literatur und literarisches Leben in Rußland 2002
Aus den Biographien geschleudert

Karlheinz Kasper

Abstract

Während das Gesellschaftsbild der russischen Literatur 2002 einen Spannungsbogen aufweist, der von der apologetischen Affirmation konservativer Werte bis zu deren totaler Ablehnung reicht, besitzt das Menschenbild vieler Schriftsteller in der kaputten Biographie einen gemeinsamen Nenner. Insbesondere an epischen Gattungen wie dem Roman und der Povest’ läßt sich erkennen, daß sowohl ältere als auch jüngere Autoren gegenwärtig häufig davon ausgehen, daß die Biographien der Menschen nicht mehr intakt sind. Nicht selten gestalten sie Lebensläufe, die an der Geschichte zerbrechen, von sozialen Umwälzungen zerstört werden, durch tiefgreifende Konflikte mit der Zeit, chaotische Abstürze und eskapistische Aktionen markiert sind.

(Osteuropa 4/2003, S. 536–554)