Kulturpolitik als Geschichtspolitik
Der „Platz der Unabhängigkeit“ in Kiev
Abstract
Wesentliche Bereiche der offiziellen Kulturpolitik der Ukraine sind den Ansprüchen der Geschichtspolitik des Staates untergeordnet. Da „Nation“ ein zentrales Mittel der Herrschaftslegitimation ist, werden nationalhistorische Themen durch die Kunst in der Gesellschaft implementiert, um geschichtspolitische Ansprüche des Staates zu bedienen. Dies geht einher mit der einseitigen Unterordnung ästhetischer und fachlicher Fragen unter geschichtspolitische Prämissen. Diese Tendenzen lassen sich exemplarisch anhand der Denkmalspolitik am Beispiel des „Platzes der Unabhängigkeit“ in Kiev belegen. Das monumentalische Geschichtsbild der Denkmalensemble und die Intransparenz des Rekonstruktionsprozesses scheinen dabei ein Sinnbild für die allgemeine autoritäre politische Entwicklung der staatlichen Exekutive der Ukraine in den letzten Jahren zu sein.
(Osteuropa 1/2003, S. 3357)