Bulgarien zwischen Subsistenzwirtschaft und Weltmarkt
Überlegungen zum Gestaltungsspielraum der Wirtschafts- und Sozialpolitik
Abstract
Ein Jahr nach dem Amtsantritt Simeon Sakskoburggotskis als bulgarischer Ministerpräsident ist von seinen Plänen für eine Neuorientierung der Wirtschafts- und Sozialpolitik wenig übriggeblieben. Hauptursache hierfür sind die Konditionalitäten des IWF, die an finanzpolitischen Stabilisierungsmaßnahmen festhalten. Doch während sich Bulgariens Wirtschaft am Weltmarkt orientiert, können sich immer weniger Bulgaren am eigenen Binnenmarkt beteiligen. Reallöhne weit unterhalb des Niveaus sozialistischer Zeiten haben viele Menschen in die Subsistenzwirtschaft gezwungen. Die Fixierung des Lev an den Euro erweist sich nicht etwa als Stützkorsett für den angestrebten EU-Beitritt. Zuerst müßte die bulgarische Regierung Handlungsräume für eine eigenständige Wirtschafts- und Sozialpolitik zurückgewinnen und zu einer flexiblen Währung zurückfinden. Hierzu braucht sie veränderte Konditionalitäten bei der Vergabe neuer Kredite auf internationaler Ebene. Die EU-Mitgliedstaaten könnten dies mit einer gemeinsamen Strategie innerhalb des IWF für eine nachhaltige sozioökonomische Entwicklung Bulgariens sowie der Region Südosteuropa unterstützen.
(Osteuropa 1/2003, S. 5876)